"Salut, Rumänien"

( H ) Montag, 16.09.

Es war heute ein besonderer Tag für mich, denn wir fuhren über die Grenze nach Rumänien, dass Land der Weite, der tiefen Karpaten und des Dracula. Aber auch ein Land mit viel Armut, verlassenen Dörfern und unschönen Uferplätzen in einer wilden Natur. Ich hatte nicht so wirklich ein Bild von Rumänien, ich stellte es mir wie eine Mischung aus typisch osteuropäischen Standards und russischer Landschaft vor. Auf der Fahrt vom Grenzübergang nach Oradea veränderte sich die Landschaft zunehmend. Wo Ungarn große Anbaufelder aufwies, zeigte sich Rumänien noch eher unkultiviert. Vor der Grenze sind wir beim Vignettenkauf gleich mal übers Ohr gehauen worden, man sollte doch einfach online kaufen und nicht an einer der Buden vor der Station, wo man sich denken konnte, dass der dahinter auch noch was dran verdienen wwollte. Wir lernen dazu.

Oradea (zu Deutsch Großwardein) ist im Kern der Stadt ganz schick, hat einen großen Platz mit Reiterstandbild und Springbrunnen. Die Einkaufspassage Vulturul Negru ist gradezu pompös dagegen, Glasdecken und hohe Gewölbe, viel Schablonenmalerei an den Wänden. Sie ist beeindruckend und mir gefiel sie sehr gut! Allerdings sind die einzigen Geschäfte ein paar kleine Kneipen, in denen man Heineken, Guinness und Carlsberg serviert bekommt. Alle anderen Geschäfte standen leer und es fehlte Leben. Nils bedauerte es, hier kein einheimisches Bier bekommen zu haben ;-)

Mega kultig sind die Straßenbahnen, original alt und typisch Ostblock. Auch der Fluß hat seinen Charme, nur leider wissen sie das hier nicht zu schätzen; es gibt keine Badestellen oder Bootverleih, wie man es bei uns eher im Übermaß finden würde. Die Menschen leben hier mit anderen Problemen.

Wir schlenderten noch zum Fortress, dass wenig altes Gemäuer aufweisen kann, dafür aber neu aufgebaut wurde. Man kann ein Museum und Souvenirläden besuchen, open-air-Veranstaltungen in der Freilichtbühne anschauen.

( H ) Von Oradea fuhren wir Richtung Deva (Deutsch: Diemrich), um uns die dortige Burg anzuschauen. Auf dem 230 Kilometer langem Weg ging es durch Dörfer, die fast völlig menschenleer waren. Dörfer mit Namen wie Dragesti, Simbarta oder Vascau. Die Häuser waren vom wilden Wein bewachsen, die Rolläden hingen schief an den Fenstern und die Vorgärten waren vom Unkraut übersät. In den offenen Höfen sahen wir Hühner und allerhand Holzscheite für den Winter. Eines hatten alle Häuser gemeinsam: Eine Bank vor der Tür, viele in braun und aus Holz oder in weinrot und grün, die Farbe verblasst und abgeblättert. Alte Frauen mit Blumenmuster-Kopftüchern, in Schürzen gekleidet und dicke Socken in den Pantoffeln saßen auf ihnen. Manchmal saßen sie da zu zweit, zu viert mit einem Emaillebecher voller Kaffee zusammen und tratschten. Keine hatte mehr Zähne im Mund, aber sie lachten miteinander und sind vielleicht einbisschen traurig, dass niemand von den Nachkommen in ihrem Dorf leben möchte oder kann. Zu sehen, wie die Menschen hier trotz EU-Zugehörigkeit leben, ist traurig-beeindruckend.

 

Aus meinem Souvenirheftchen "Legenden und Geschichten aus Siebenbürgen" paßt eine Geschichte ganz wunderbar dazu:

"Über das Am-Tore-Stehen: Freizeit ist ein modernes Wort, das vor nicht alllzu langer Zeit in den Städten geboren wrude. In einer traditionellen dörflichen Gemeinschaft war es undenkbar, eine freie Zeit zu haben, in der man tun kan, was man will. An Feiertagen ruhte man sich zwar aus, aber keinesfalls in einem stillen Winkel zu Hause, fern der aufmerksam forschenden Augen und Ohren der Gemeinde. Es wäre geradezu verdachtserregend gewesen, am Sonntag nicht auf der Bank neben dem eigenen Hoftor oder beim Nachbarn zu sitzen, um zu tratschen, die Vorübergehenden zu grüßen, über heitere Neuheiten zu lachen oder über andere den Kopf zu schütteln. Das hätte so ausgesehen, wie wenn man sich aus freien Stücken aus der Gemeinschaft ausgeschlossen hätte."

 

Die Burg in Deva thront erhaben hoch am Berg, sie besteht noch aus Ruinen und man kann sie zu Fuß oder per Seilbahn erreichen. Wir liefen natürlich zu Fuß, wobei ich es nicht ganz hoch schaffte, die letzten Biegungen sind nichts für Höhenängstliche :-) Da es nur noch ein paar Meter waren, genoss ich doch auch eine schöne Fernsicht auf die Karpaten.

 

Im Rennfahrertempo auf super ausgebauter Autobahn ging es weiter nach Sibiu (Deutsch: Hermannstadt) in die Pension Vila Nicoleta.

In Sibiu wurden wir mit einem Restaurant konfrontiert, dessen Speisekarte Nils zum Fleich-essen gezwungen hat!! Er bestellte sich ein Steak. Das erste Stück Fleich nach fast neun Monaten mit dem Fazit: Lieber doch vegetarisch :-)) Für mich gabs Hühnchen mit Rösti und Salat, ich fands klasse :-)

Sibiu ist eine tolle Stadt voller alter, deutscher denkmalgeschützter Häuser und einladender Altstadt mit vielen Cafes, Restaurants und kleinen Geschäften. Sie war mit Luxemburg die Kulturhauptstadt Europas 2007.  Wir fühlten uns hier sehr wohl und genossen die Herbstsonne.

Ein Freund schrieb uns neulich die Legende der Lügenbrücke: Junge Frauen sollen auf der Brücke ihren zukünftigen Ehemännern geschworen haben, noch jungfräulich zu sein und wenn die Männer in der Hochzeitsnacht festgestellt haben, dass das Gegenteil der Fall war, wurden die Frauen zur Strafe von der Brücke geworfen.

( H ) Wir gönnten uns noch ein Eis von der Straße mit riesigen Kugeln.... Nach dem Frühstück im Bett wartete das Franziskaner Nonnenkloster in Horezu auf uns. Nils wollte es unbedingt als Tagesausflug einbauen, weil es unter UNESCO Welterbe steht und das größte Kloster des Landes darstellt. Die Landschaft auf dem Weg war einmalig schön. Die Straße schlängelte sich am Fluss Cibin entlang, der 82 Kilometer lang ist und hauptsächlich durch Siebenbürgen fließt. Auf der Straße war es leider auch sehr nervig: Die Rumänen können einfach kein Auto fahren, jeder macht was er will, überholt in den brenzligsten Situationen und mein frischgebackener Fahranfänger meinte, dass auch so tun zu müssen :-)) (und vorallem auch zu können!)

Das Kloster war eine Wohltat nach der Fahrt. Ruhig, inmitten der Natur am Berghang der Transsilvanischen Alpen gelegen, besitzt es einen großen Innenhof mit Kapelle und überdachtem Freigang an den Zimmern der Nonnen. Außerhalb auf dem Gelände steht ein kleines Gewächshaus, eine Kapelle mit Friedhof und die alten Gemäuer der früheren Krankenstation. Die Fresken und Malereien sind in außergewöhnlich gutem Zustand, obwohl sie in den Außenbögen dem Wetter ausgesetzt sind. Ich sah zwei Nonnen in einer Kammer sitzen, wie sie in große Gläser Gemüse und Obst einmachten. Es gab auch am Stand ein Himbeermarmeladenglas für uns.

Gegessen haben wir in Horezu City Polenta mit Hähnchenbrust, Pilze, Eier, Essiggurken und Paprika. Nicht das ihr jetzt denkt, dass wäre angemacht oder gemischt gewesen, nein, es wurde so serviert, wie ich geschrieben habe :-)

Als wir doch früher als gedacht wieder in Sibiu ankamen, war uns nach ausgehen! Wir fanden ein original Münchner Bierzelt mit der Tiroler Band "Die Dorfer" auf dem Marktplatz vor. Es war so witzig, wie viele mitsingen konnten, ob bei "Marmor, Stein und Eisen bricht" oder "Ein Prosit der Gemütlichkeit". Eine Stadt mit deutschem Ursprung.

( H ) Gestern abend bekam ich von meiner Freundin Sandra eine Nachricht: "Fahrt ihr auch nach Birthälm? Da kommt mein Opa her!" Und so hielten wir auf dem Weg nach Medias in Biertan (Deutsch: Birthälm) und ich erfreute mich sehr an der Fotoausstellung auf der Kirchenburg, die die Siebenbürger in ihrem Leben zeigten. Familienbilder, Soldaten in Uniform, Freizeitbilder beim Sport und beim Kaffeeklatsch wurden aus privaten Sammlungen zusammengetragen und für die Ausstellung freigegeben, gefördert von den Beauftragten der Bundesregierung für Kunst und Medien Deutschland, Zusammenarbeit mit dem DFDH (Demokratisches Forum der Deutschen in Hermannstadt) und dem Institut für Deutsche Kultur und Geschichte Südeuropas an der LMU München. Das war für mich ein wunderbarer Anblick :-)

Über ein besonderes Zimmer in der Kirchenburg von Birthälm gibt es auch eine Geschichte:

"Die Eheschließung, das Zimmer gegen Ehescheidungen: Wir haben es aufgegeben, an die Eheschließung wie an ein Muss zu denken. Doch in einer traditionellen Gesellschaft wurde der Ledige wie ein unvollendeter Mensch betrachtet. Auch der Geschiedene ließ jedoch etwas, was er begonnen hatte, unvollendet. Bei den Sachsen beschloss die Gemeinde, im Falle, dass ein Ehepaar sich scheiden lassen wollte, dieses gemeinsam in ein kleines Gemach zu sperren, wo es ein einziges Bett, einen einzigen Teller, ein einziges Besteck, ein Stück Brot und eine Kanne mit Wasser gab. Da mussten sie etwa zwei Wochen leben, genügend Zeit, um sich unter diesen Bedingungen wieder zusammenzuraufen. Es heißt, dass in den letzten 300 Jahren ein einziges Ehepaar nach den zwei Wochen der Zweisamkeit dennoch die Trennung beantragte."

Nach den beeindruckenden Fotos fuhren wir noch einen kurzen Umweg nach Bazna zu einer Kirchenburg. Leider ist sie einsturzgefährdet und wir konnten nur eine Gedenktafel lesen. Dazwischen eine Brotzeit mit Ciabatta, Tomaten, Mozarella, Oliven und Pepperonis und Maisfelder so weit das Auge reichte........

Unsere Unterkunft war herrlich gelegen: Ausserhalb von Medias in einem Seen-Gebiet ein ruhiges Doppelzimmer in einem Ferienhaus. Beim Spiel heute zwischen Gaz Metan Medias vs. Universitatee Craiova ( 2 : 3 ) gab es einen super motivierten, lauten Gästeblock :-)

( H ) Nach gutem Schlaf und gutem Frühstück ging es um 10:30h Richtung Sighisoara (Deutsch: Schäßburg) in die Oberstadt. Eine weitere tolle Altstadt durften wir sehen, Türme, Burg, kleine Gassen und versteckte Winkel, Straßenschilder mit deutschen Namen, ausladende Laternen und bunt geschmückte Plätze. Zusätzlich viele Brautpaare, da hier gleich neben dem Hauptturm das Standesamt eingerichtet ist. Auf dem Turm gab es sogar ein Hinweisschild, wie weit der Nordpol und der Südpol entfernt sind :-)

Nach einem Kaffee für Nils und einer spicy chocolate für mich bekam der evanglische Bergfriedhof unsere Aufmerksamkeit. Es sind deutsche Gräber, die teilweise neu und bis 140 Jahre alt sind. Auf den Steinen ist oft etwas mehr aus dem Leben des Verstorbenen zu lesen als das Geburts-und Sterbedatum, was die Atmosphäre sehr persönlich macht.

Sighisoara ist leider sehr touristisch, an jeder Ecke sieht man einen Stand mit den gleichen Souveniren und je kürzer die Entfernung zum Schloß Bran ist, desto mehr werden die Draculas in Form von Magneten, Tellern und TShirts angeboten. Trotzdem ist Sighisoara eine Reise wert und wir fanden es wunderbar.

 

Von Dracula berichte ich später noch ausführlicher, nur soviel sei verraten:

Die literarische Gestalt "Dracula" von Bram Stoker wird mit Schäßburg in Verbindung gebracht, Vlad Tepes (Vlad III. Drăculea, der Pfähler), wurde möglicherweise dort geboren. Zwischen 1431 und 1436 soll er in der Stadt gewohnt haben. Die Planung eines „Dracula“- Freizeitparks in den Jahren 2001/03 stieß sowohl bei der einheimischen Bevölkerung als auch unter den – heute überwiegend in Deutschland lebenden – Siebenbürger Sachsen aus der Region auf heftige Kritik. (Quelle: Wikipedia)

 

Da wir uns beim Autofahren sehr an die Landschaft gewöhnt haben, mussten schon spektuläre Ansichten geboten werden, dass wir mal anhielten oder Zwischenstops einlegten.

Die Zitadelle von Rupea hat uns im ersten Moment, wie sie auf einmal nach einer Straßenkuppe am Berg weit vor uns auftrat, echt fasziniert. Als wir oben ankamen, faszinierte uns der Eintrittspreis mindestens genauso.... Aber auch die gefühlten hundert Autos, dekoriert mit Schleifchen und Luftballons, gaben uns das Gefühl, dass es gut war, die Burg nur von aussen gesehen zu haben. Es war eine rumänische Hochzeitsgesellschaft, die sich mit dem Fotografen hier niederließ. Unglaublich.

In Sfantu Gheorghe angekommen, meinte die drei*** Hotel-Rezeptionistin, dass ihr WLAN nicht gut sei, "a three old boy is much stronger than our WiFi"

Okay, dann halt zum Fußballspiel Sepsi OSK vs. FC Hermannstadt, wobei ich natürlich wie immer für die Auswärtsmannschaft war, weil die so weit fahren mussten  :-)))

Ergebnis 3 : 0

( H ) Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber wenn ich an Rumänien gedacht habe oder Transsylvanien, kam mir das Bild von Dracula vor Augen und ich wollte unbedingt sein Schloß sehen und auch die Atmosphäre dieser Landschaft spüren. Und nun runter von der Märchenwolke: Dracula ist eine Romanfigur von Bram Stoker und der grausame Vlad III. Draculea hat gar nicht in diesem Schloß gewohnt. Sein eigentlicher Wohnsitz ist nicht so recht bekannt, man sagt, er habe in dieser Burg mal genächtigt, aber wenn man sich mit ihm näher beschäftigt, so könnte man eher glauben, es ist ein Mythos. Der walachischer Fürst Vlad III. Draculea war zum einen bekannt für seinen Widerstand gegen das Osmanische Reich, zum anderen wegen seiner Grausamkeit. Es gibt scheussliche Geschichten, die ich gelesen und mein Abendessen verdorben habe. Ihr könnt den Artikel in Wikipedia nachlesen, er ist wirklich spannend! Ebenso lesenswert ist der realistisch geschriebene Abschnitt über Vlad unter Siebenbürgen bei Wikivoyage. Bram Stoker ist durch eine Legende inspiriert worden, die mit Vlads erster Ehefrau zu tun hat. Nachgewiesen ist gar nichts.

 

"1462, während der türkischen Belagerung der Festung Poenari, angeführt von Vlads Halbbruder Radu cel Frumos, verübte der Legende nach die erste Frau Vlads (Name ist nicht bekannt) Selbstmord. Eine Bestätigung der Geschichte durch historische Dokumente konnte bisher nicht erbracht werden. Ein treuer Bogenschütze soll einen Pfeil durch das Fenster von Vlads Gemächern geschossen haben. Der Schütze war einer von Vlads früheren Dienern, der zur Konversion zum Islam gezwungen worden war. Der Pfeil enthielt die Nachricht, dass Radus Truppen im Begriff waren anzugreifen. Nach dem Lesen dieser Botschaft soll sich Vlads Ehefrau von der Burg in einen an der Burg vorbeilaufenden Nebenfluss des Argeș, den Râul Doamnei (deutsch: Der Fluss der Dame), gestürzt haben. Ihre letzten Worte sollen gewesen sein, dass sie ihren Leib lieber in den Wassern des Argeș verrotten oder von Fischen zerfressen lassen würde, bevor sie sich in türkische Gefangenschaft (Sklaverei) begebe. Filmisch umgesetzt wurde diese Legende in Francis Ford Coppolas Film Bram Stokers Dracula, in dem Draculas Frau Elisabeta sich auf die falsche Nachricht vom Tod ihres Gatten das Leben nimmt. Dracula verflucht daraufhin Gott und ist zur Strafe fortan verdammt, als Untoter zu leben."

Dies ist der einzige Satz, den ich fand, der in Verbindung mit einem Vampir, einem Untoten, steht!

Das Schloß Bran (eigentlich Törzburg) war also wieder ein Bestseller im rumänischen Reiseführer. Dafür erfuhr ich, dass im Schloß zuletzt die Königin Maria mit ihrer Familie lebte. Ein geschickter Rundgang führt die Gäste durch die ganze Burg, wobei die Treppen und Gänge sehr schmal und winzig sind. In jedem Raum gibt es einen Kachelofen und insgesamt erschien es sehr gemütlich und geschmackvoll, ein richtiges Märchenschloß. Nachdem wir uns durch die Touris geschoben und wieder ins Auto gesetzt haben, hielten wir noch in Rasnov (deutsch: Rosenau), wo ich auf dem Marktplatz wieder mal in den Genuss einer Fotoausstellung kam und Nils mit dem gläsernen Lift zur Bauernburg hochfuhr.

In Brasov (deutsch: Kronstadt) betraten wir ehrfürchtig die "schwarze Kirche"; ein Brand in der Stadt ist verantwortlich für ihren Namen. Sie soll von ihrem Baustil her einzigartig im Land sein, für uns deswegen nichts Besonderes, weil es genau der deutsche Stil ist; also ähnlich dem Kölner oder Würzburger Dom, mit riesigen Säulen im Kirchenschiff.

Das einzige Gemälde, das nach dem Brand erhalten geblieben ist, durfte man offiziell natürlich nicht fotografieren. Den Adleraugen der Security verborgen, drückte Nils doch im richtigen Moment ab. Brasov hat einen niedlichen Marktplatz mit Springbrunnen, Cafes und vielen Bänken zum verweilen, außerdem eine Kirche, die wie "Disneyland" aussieht, so mein Freund Matthias :-)

( N ) Über kurvige Serpentinenstrassen ging es nach dem Frühstück hinauf in die Karpaten, genauer gesagt in den Bucegi Nationalpark (bucegi=Buchenwald). Bekannt ist dieser Park in erster Linie für seine skurillen Felsformationen, wie die rumänische Sfinx und die Babele (zu deutsch Großmütter). Vom Parkplatz aus führt ein leicht ansteigender Wanderweg in etwa 45 Minuten hinauf zu den Formationen. Wem die Strassen zu kurvig oder die Wanderung zu müßig ist, den bringt von Busteni aus auch eine Seilbahn ans Ziel. In der Hütte servierte man uns zum kleinen Preis Gemüsesuppe und Bergenbier, bevor wir die Formationen gestärkt unter die Lupe nahmen:  Mit einer Portion Phantasie, kann die Sfinx zumindest an ihr von Menschenhand geschaffenes Pendant in Gizeh erinnern, die Babele sehen aus wie zwei sich umarmende Männchen und ein weiterer Felsen sieht zumindest von der Seite aus wie ein riesiger Totenkopf. Echt faszinierend, was die Natur hier erschaffen hat. Auf dem Rückweg durch die faszinierende Landschaft machten wir noch einen Schlenker zu einem in den  Bergen gelegenen Stausee, bevor wir in den frühen Abendstunden zurück am Hotel in Sinaia waren.

( H ) Wie zu erwarten war, traten sich am Schloß Peles in Sinaia die Touristen auf die Füße. Nils hatte sicher recht, als er sagte, das steht auch im asiatischen Reiseführer für Europa. Da es uns auch zuviel Eintritt kostete und sowieso nur das Erdgeschoss offen hatte, besichtigten wir es nur von außen und den Schloßgarten. Wir hatten noch so viele Kilometer bis Tulcea vor uns, da wollten wir uns nicht mehr solange an einem Ort aufhalten. Die Straßen waren bis jetzt unerwartet gut, aber man weiß ja nie, wie sie im nächsten Kreis in Schuss waren.... So hielten wir nur noch bei den Schlammvulkanen bei Berca in der Walachei, das nicht so ganz auf dem Weg lag, aber noch so nah, dass wir sie unbedingt sehen wollten. Diesmal war ich es, die gedrängt hat, noch was auf dem Weg anzuschauen- das ist normalerweise Nils Part ;-)

Wir erreichten sie auf Schotterwegen und ich fand sie mega schön und beeindruckend: Im Nirgendwo, rundherum stehen noch Nadelbäume und es wächst durchaus noch Gestrüpp, Blumen und Laubbäume, kommt Schlamm aus den Tiefen des Bodens. Nicht so tief wie Magma, aber doch so schwungvoll, dass es hervorquillt und eine Decke auf der Erde ringsherum hinterlässt, die wie Drachenhaut aussieht. Je nachdem, wie alt der Schlamm ist, sind die Risse im Boden kleiner oder größer, also trockener. Es macht Spaß, sich seinen Weg darüber bahnen zu müssen, dass es nicht schiefläuft. Nils musste natürlich ganz nah dran und versaute sich den Schuh- ich sag dazu nichts.....  :-))

Die Landschaft ist ruhig, es ging kein Windhauch und man hörte nur dieses Blubbern des Schlammes, mal mehr, mal weniger. Ich war total fasziniert von dieser Naturgegebenheit!

Wir schafften die 395 km mit nächtlicher Donauüberfahrt mit der Autofähre ganz gut und nahmen uns vor, die Lilly am nächsten Tag mal stehenzulassen.

( N ) Gut ausgeruht schlenderten wir am nächsten Morgen zum Hafen von Tulcea. Bereits vor einigen Jahren wurde ich durch einen Facebook Post eines Kumpels darauf aufmerksam, dass man von hier aus wunderbare Touren in das Donaudelta unternehmen kann. Nach etwas Recherche kamen wir mit Safca Tours in Kontakt, einem kleinen Vater/Sohn Unternehmen, das Touren in das Delta anbietet. Mit 50€ pro Person jetzt nicht unbedingt ein Schnapper, wobei man allerdings bis zur Schwarzmeermündung in Sulina auch 80km pro Strecke mit dem Boot zurücklegt und im Gegensatz zu den ebenfalls verkehrenden Linienfähren, die nur 10€ pro Strecke kosten, auch in zahlreiche Nebenflüsse hineinfährt und so eine Vielzahl an Vögeln sieht. So ging es zusammen mit unserem Kapitän John, der gebrochen Deutsch sprach und es sich nicht nehmen ließ eine Runde Schnaps auszuschenken, Inkbert aus dem Frankenland und Betty aus Milano in einem kleinen Motorboot auf die Fahrt. Störche, Kormorane, Graureiher, Rallenreiher, Nachtreiher und Silberreiher kreuzten unseren Weg, wobei das absolute Highlight eine große Pelikankolonie bestehend aus mehreren Hundert Tieren auf dem Fortuna See war - Wahnsinn!

Im Örtchen Mila-23 dockten wir zum wohlverdienten Mittagessen an. In typisch osteuropäisch-russischem Stil erwartete uns ein gedeckter Tisch mit geblümter Tischdecke und kitschigem Porzellangeschirr, an dem uns bei laufendem Fernseher eine ebenso typisch osteuropäisch köstliche Fischsuppe, sowie ein Mix aus Hecht, Wels und Karpfen serviert wurde, welchen wir mit lokalem Rotwein runterspülten. Oder zumindest die, welche sich nicht von den zahlreichen Gräten abschrecken ließen (Hallo Schatz) :-)

Weiter ging es über die alte Donau bis Sulina, dem Ort, an dem der Fluss ins Meer mündet und zugleich der Hund begraben ist ;-) Eine Kirche, einen Leuchtturm, der schon ewig außer Betrieb ist und gefühlt 3 Strassen hat der Ort zu bieten und zumindest 2-3 Kneipen am Ufer. Also Prost, irgendwie musste die Stunde Aufenthalt ja rumgehen ;-)

Im Speedboottempo brausten wir die 80km zurück nach Tulcea, welches wir mit Aufziehen eines Gewitters gerade rechtzeitig erreichten. Super schöner Tagestrip!

"Zdraveite, Bulgarien"

( N ) Donnerstag, 26.09.

Gut ausgeruht steuerte Heide unseren Berlingo parallel der Küste Richtung Süden. In Mangalia südlich der Schwarzmeermetropole Constanta und unweit der bulgarischen Grenze stoppten wir zum Mittagstisch und Heide freute sich zum ersten Mal in ihrem Leben am schwarzen Meer zu sein :-) Zügig und problemlos überquerten wir kurz darauf die Grenze. Über holprige Strassen mit wenig Verkehr und einem Zwischenstop an einem alten Leuchtturm in Shabla, dem östlichsten Punkt Bulgariens, erreichten wir das malerisch in den Hängen einer Bucht gelegene Städtchen Balchik. Nachdem wir uns an einer Bank mit Leva ( Währung ) eingedeckt hatten, ließ Heide mich bald darauf am Stadion raus, wo der heimische Klub Chernomorets Balchik heute im 1/16 Finale des bulgarischen Pokals zum Kräftemessen mit dem Erstligisten Vitosha Bistritsa lud.

Was ein Brett von Stadion! Umgeben von Felsen, in die der Ground hineingebaut ist, mit megasteilen Tribünen an den Geraden ausgestattet, blickt man von der Haupttribüne aus auf das direkt ans Stadion angrenzende schwarze Meer, da geht das Hopperherz auf und erinnert sich an das geniale Stadion "Kantrida" zu Rijeka, oder die ebenfalls traumhaft gelegene Hütte von IA Akranes auf Island. So konnten mir auch das Nieselwetter, sowie das in Bulgarien wie üblich nicht vorhandene Stadion-Catering die Laune nicht vermiesen und zusammen mit vielleicht 400 dem Wetter trotzenden Zuschauern wurde ich Zeuge eines nie gefährdeten 4:0 Sieges der Gäste aus der Peripherie der Hauptstadt Sofia. Pünktlich mit Spielende wartete mein Schatz auch schon vorm Stadion und gemeinsam ging es noch in ein nett am Wasser gelegenenes Lokal zum Abendessen, der obligatorische Shopska Salat mundete vorzüglich, wohingegen die Hauptgerichte etwas arg fettig kamen, bevor es in unser Hotel ging.

( N ) Mit sommerlichen Temperaturen und Sonne satt startete unser Tag mit einem Frühstück am Swimmingpool. Für schlappe 18€ mit Frühstück und Meerblick waren wir im Hotel Iceberg dabei. Zum Ende der Saison hin ist an der Schwarzmeerküste tote Hose und die wenigen noch geöffneten Hotels verramschen ihre Zimmer zum Schleuderpreis.

Das Kap Kaliakra war der erste Programmpunkt des Tages. Heute war ich der Fahrer und musste meinen Fahrstil nach der Zeit in Rumänien wieder einen Gang zurückfahren. Im Gegensatz zum nördlichen Nachbarland, in dem es auf den Strassen doch ziemlich rasant zugeht, wurden die Bulgaren von Vater Staat zur Mäßigung erzogen, es gibt zahlreiche Polizeikontrollen und die Tempolimits werden weitestgehend eingehalten. Analog zur Geschwindigkeit reduzierte sich somit auch das Konfliktpotential mit meiner stets kritischen Beifahrerin :-)

Das Kap Kaliakra zählt zu den bekanntesten Capes der Schwarzmeerküste, alte Ruinen, die bis in die Römerzeit zurückreichen, zeugen von der einstigen strategischen Bedeutung des malerisch gelegenen Kaps mit seinen bis zu 70 Meter hohen Klippen. Nächster Halt war das südlich von Balchik gelegene ehemalige Höhlenkloster Aladscha, welches beeindruckend in einen großen Felsen hineingebaut wurde. Fasziniernd und schwer vorstellbar zugleich, wie die Mönche vor Hunderten von Jahren ein solches Kloster erbauten und dort hausten.

Nach soviel Kultur gab es zur Stärkung ein leckeres vegetarisches Mittagessen am Goldstrand, bevor es einmal quer durch Varna und ein paar Ausfahrten entlang der holprigen Autobahn Richtung Sofia zum "Pobiti Kamani", zu Deutsch: Steinwald, ging.

Man könnte meinen, hier vor den Überresten einer antiken Stadt zu stehen, allerdings sind die zahlreichen plötzlich in der Landschaft auftauchenden Säulen natürlichen Ursprungs. Geologen rätseln bis heute über den Ursprung der Formationen, übereinstimmende Vermutung ist, das hier vor vielen Millionen von Jahren einmal ein Meer war. Beeindruckt von der Natur hielten wir uns eine Weile hier auf und schlenderten durch den feinen Sand am Boden. Als langsam ein Gewitter heranzog, war es Zeit aufzubrechen, hatten wir doch noch ein paar Meter vor uns bis zur gebuchten Unterkunft.

Über die Dörfer und erneut schlechte Strassen ging es gen Süden und das letzte Stück bei Dunkelheit über extrem kurvige Bergstrassen runter an den Sonnenstrand. Hier erwartete uns ein Meer aus Glas und Beton, riesige zum Saisonende leerstehende Hotelkomplexe, Restaurants und Geschäfte-eine hochgebaute Geisterstadt und nicht gerade das, was wir uns für ein paar Nächte Erholung erhofft hatten. Zu allem Überfluss war das Appartement nicht geputzt und meine Freundin verfluchte in ihrer Enttäuschung den Sonnenstrand und ganz Bulgarien. Da ich hingegen den ganzen Tag gefahren war und mich einfach nur nach kaltem Bier und meiner Ruhe sehnte, war die Stmmung zugegebenermaßen nicht allzu rosig ;-)

( H ) Nach einer nicht so erholsamen Nacht checkten wir logischerweise wieder aus der Bude aus. Auf dem Weg nach Süden fanden wir in Pomorie das Hotel Paros, nett gelegen am Meer, für zumindest eine nächste Nacht. Dann buchte ich ein Apartment in Kiten, weit im Süden der Küste, weit ab von Hotelkomplexen, um etwas zur Ruhe zu kommen. Von Pomorie aus besuchten wir noch Burgas, bestellten lecker Turkey, gegrillte Pepperoni für Nils und Spaghetti mit Lachs für Heide und Salat für beide bei Happy Grill :-)

Nils fuhr mit dem Taxi zum Stadion, wo das Spiel leider auf dem Nebenplatz stattfand, was etwas enttäuschend für ihn war. Ich kam später nach und er zeigte mir das alte Stadion, wo wir feststellten, dass hier schon lange kein Spiel mehr stattgefunden hatte.....Ach ja, es ging 2 : 1 für Chernomorets Burgas vs. FK Haskovo aus.

( H ) Am Sonntag wartete ein langer Tag auf uns, es war immer noch sehr warm und wir schlenderten durch Nessebar, was wirklich eine schreckliche Tourihochburg ist. Es wäre eine einladende hübsche Altstadt, wenn es nicht nur Souvenirstände mit Magneten, Kitsch und Plunder geben würde. Zwischendurch sahen wir doch mal ein altes türkisches Bad oder Ruinen. Als Snack gab es nur noch zwei Pfannkuchen für uns, weil die Restaurants morgen alle schließen, Saisonende! Der Blick auf die Stadt und das Meer ist wunderschön!

Um 17 Uhr gabs wieder Fußball, FK Pomorie vs. Spartak Varna 2 : 0. Das Besondere hier war der Gästeblock: Die herzlich willkommenen Gäste durften sich weit hinter dem Tor in einen Käfig stellen. Sowas hab ich auch noch nie gesehen. So einen Boden nach einem Spiel allerdings schon öfters, im Osten liebt man eben Sonnenblumenkerne.

Fahrt nach Kiten, ca. 1,5 Stunden im Dunkeln, ging flott.

( H ) In Kiten erwartete uns eine ruhige Zeit mit tollen Stränden, die sehenswerte Altstadt von Sozopol und das "Märchenschloss" von Rawadinowo, was sich leider als kitschiger Freizeitpark entpuppte und keinen Besuch wert war. Ich habe den Blog vervollständigt, Nils fuhr nach Rezovo an die türkische Grenze (ohne Übergang!) und wir kümmerten uns um unsere Wäsche. Im Apartmenthaus war niemand außer uns, ab und zu saßen die Eltern des Vermieters im Garten und eine Nachbarin. Wir genossen diese Tage sehr und lernten die schönen Strände Bulgariens kennen. Es hatte immer noch um die 28 Grad und Nils ging baden. 

Am Feiertag, 3.10. machten wir uns gemütlich auf nach Istanbul, immerhin gesamt 335km. Vorher nochmal am Strand, auf dem Weg machten wir Picknick im Wald und wir hatten immer wieder Besuch von Straßenhunden. Die Straßen in Bulgarien sind katastrophal, keinen einzigen Leva Vignettengebühr sind sie wert. Das Land hat in meiner Statistik, dank der wunderschönen Natur, aber doch noch ganz gut abgeschnitten :-)

An der Grenze, nach 77km immerhin in fast 2 Stunden geschafft, Kontrolle von Pässen und Autopapieren. Nils lernt den Bruce Lee der Türken kennen, Grenzbeamter zeigt ihm youtube-Videos :-)

Dann sind wir in der Türkei und ich bin gespannt auf Istanbul!