( H ) ES GEHT ENDLICH LOS :-)

Nachdem wir unsere Iran-Visa am 05.09. in der Tasche hatten, ging es am Freitag letzte Woche endlich los, erstmal Richtung Regensburg zur Walhalla. Der Anstieg war einfach, mit dem Auto hoch und durch den Wald stand sie auf einmal vor uns, majestätisch und ruhig über der Donau, in ihrem Inneren lauter bekannte Menschenköpfe in weißem Stein. Wels in Österreich war heute unser Ziel. Wir wollten das Zelt auf einem netten Campingplatz aufschlagen und uns den Traunsee mit Schloss Ort anschauen. Das Wetter ließ leider zu wünschen übrig... es nieselte immer wieder und die Nächte werden kalt...

Vom großen Schauer (zumindest tagsüber) wurden wir aber verschont und wir konnten im Trockenen einmal ums Schloss laufen, den Berg bei Traunkirchen zur alten Kapelle hochschlendern und lecker essen: Nils Seelachsburger und Heide Serviettenknödel mit Eierschwammerln.

Wer kitschige Serien mag, dem wird das Schloss bekannt vorkommen :-))

( H ) Sonntag ist grundsätzlich unser Chill-day. Es ging durch die wilden Berge der Steiermark, durch den Nationalpark Kalkalpen, nach Bruck an der Mur, wo wir nach dem ziemlich guten Menü des ältesten Wirtshauses der Stadt, Restaurant Riegeler, den Schloßberg erklommen. Abgetretene Stufen, mit Brennesseln überwucherte Sitzbänke und wilde Winden an den Steinen zeugten nicht von alltäglichen Besuchern, dachten wir, bis wir den offiziellen barrierefreien Aufstieg sahen :-) Wir lieben es ursprünglich.

Zu Essen gabs für mich einen Salat mit Kernöl und Spinat-Nockerln, für Nils eine steierische Käferbohnensuppe und Kartoffeltascherln :-))

( H ) Nach erholsamem Schlaf im wunderschön klingenden Wasserpalast im Stadtteil Liebenau und eher magerem Frühstück erwartete uns GRAZ. Während ich durch die Altstadt bummelte, schnaufte sich Nils auf den Schloßberg der Stadt. Man meint, die Treppe sei von einem Asiaten gestaltet und erschaffen worden. Nebenbei erwähne ich, dass ich Berge nicht unbedingt mag und keinen großen Sinn darin sehe, auf sie hochsteigen zu müssen.... ;-) Ich bin halt doch eher ein Meer-Mensch.

So empfand ich den Uferspaziergang erleichternder und staunte über die kuriose Murinsel, die wie ein rundes Kissen mit Stegen aussieht. Das Wasser der Mur gleitet mit heftiger Strömung an dem Gestänge entlang, auf dem die Insel mit einer kleinen Bar und einem Freilichttheater gebaut wurde.

Der Kreuzgang des Franziskanerklosters ist sehenswert. Ein stiller Ort inmitten der Großstadt und mit "sprechenden Grabsteinen" an den Wänden ausgestattet. Kulinarisch stiegen wir heute eher ab mit vegetarischer Currywurst und asiatischer Nudelbox zum Mitnehmen.

"Szia, Ungarn"

( H ) Montag, 09.09.

Am heutigen Abend gestaltete sich der Zeltaufbau chaotisch. Nach 207km Fahrt mit einem souveränen Fahranfänger von Graz nach Badacsonytomaj war es bereits dunkel und der Nachtwächter vom Platz wusste nicht so genau, wo wir unser Zelt aufstellen konnten, obwohl wir uns den zig-Hektar-großen-Platz mit drei Wohnmobilen und zwei kleinen Zelten teilen konnten... Die Stimmung war etwas gereizt ;-) Nils gönnte sich noch eine Fischsuppe und ungarisches Bier an der Campingplatz-Butze.

Viel reizender war der erste Morgen am Balaton: Wir hatten strahlenden Sonnenschein und staunten über die türkise Farbvielfalt des Sees! Uns wurde bewusst, dass wir an einem wunderbaren Ort waren und die nächsten Tage hier verbringen wollten. So hatten wir von Montagabend bis Samstag ein echtes Camperleben.

Auf der Halbinsel Tihany ging es touristisch zu und die Menschen wollten alle das gleiche ergattern, ein Selfie, ein Gruppenbild, ein Selbstauslöse-Pärchenfoto mit dem weiten Blau des Balatons im Hintergrund. Selbst die Asiaten sind hier zu Gast. Trotzdem: Wir machten mit und kauften Lavendelseife und Lavendelbier, knipsten ein selfie und verschwanden wieder...

... nicht sehr weit weg, denn am Strand von Balatonfüred finden wir ein Lokal, dass uns original ungarisches Gulasch mit Nockerln und eine Forelle mit Petersilienkartoffeln serviert :-)

Lebensmittel für uns wollten noch besorgt werden und wir fuhren nach Veszprem zu Tesco, allerdings hatten wir auf dem Hinweg richtig Glück gehabt: Vignettenpflicht besteht wohl nicht nur auf den Autobahnen, sondern auch auf manchen Schnellstraßen. So kämpften wir uns eine Stunde auf einem abgelegenen Parkplatz durch diesen online-Antrag für eine E-Vignette.

Für die Insider des Fußballhoppings: Kaum sah Nils ein paar Leute mit Trikots und Schals über den Parkplatz des Einkaufszentrums laufen, flippte er aus!

( zum Glück war es nur ein Handballspiel und wir konnten wieder fahren!! )

Abends saßen wir am See und genossen fränkischen Rotling aus Mamas Keller. Meine Oma hatte heute Geburtstag!

( H ) Da die Ungarn bekannt sind für ihre Thermalbäder, heißen Quellen und was es da noch so gibt, wollten wir uns davon selber überzeugen, ob es Wirkung zeigt. In Heviz, ca. 30km von unserem Zelt entfernt, kann man in einem 4,4 Hektar großen See baden, sich im Schwefelwasser aalen oder im Schlammbad bis zur Unkenntlichkeit bedienen. Hier ein Auszug aus Wikipedia, den zu lesen sich lohnt:

 

"Der Heilsee in Hévíz ist mit einer Fläche von rund 4,4 Hektar der größte natürliche und biologisch aktive Thermalsee der Welt, in dem man im ganzen Jahr baden kann. Dieser wird durch eine Thermalquelle aus einem Krater in 38 Metern Tiefe gespeist. Die Quelle ist mit 410 Litern pro Sekunde derart ergiebig, dass sich das Wasser innerhalb von etwa 84 Stunden komplett austauscht.

Das Wasser enthält Schwefel, Kohlendioxid, Kalzium,  Magnesium sowie Hydrogencarbonat und es besitzt leicht radioaktive Eigenschaften. Das Thermalwasser soll dadurch zur Entspannung des Körpers und damit zum Erfolg bei der Behandlung von rheumatischen und motorischen Beschwerden beitragen. Das Wasser wird bei Magenbeschwerden und Verdauungsproblemen sowie zur Trinkkur verwendet. Ferner wird im Winter der Bereich über dem Wasserspiegel zu einem riesigen Freiluft-Inhalatorium, da es zu einer starken Dampfentwicklung kommt. Diese Dämpfe sollen sich wohltuend auf die Stimmbänder auswirken.

Auch der Schlamm vom Grund des Sees wird für physiotherapeutische Maßnahmen angewandt. Er enthält sowohl organische als auch anorganische Bestandteile, wobei die wichtigsten davon Schwefellösungen und Radiumsalze sind.

Die Wassertemperaturen des Sees betragen im Sommer etwa 33 bis 36 °C, im Winter rund 23 bis 25 °C. Dadurch ist ein ganzjähriger Badebetrieb unter freiem Himmel möglich. Das Thermalbad ist täglich geöffnet."

 

Unser Fazit: Mir war das Wasser zu warm und zu dreckig und ich konnte den Grund nicht mehr sehen, mein Freund hatte Babyhaut und roch nach einem ganzen Fotolabor- aber er fands klasse :-))

In Keszthely fotografierten wir das gigantische Barockschloss der Festetics, dass an die Residenz von Würzburg erinnert und in dem man ein Museum besuchen kann. Auch kulinarisch kamen wir heute wieder auf unsere Kosten: Für Heide endlich eine ungarische Gulaschsuppe, Nils genoss eine Knoblauchcremesuppe mit Käse. Wer sich fragt, was das auf dem Schild wohl bedeuten mag; dödölle sind Klöße :-)) Fand ich witzig!

( N ) Frei nach dem Motto "Der frühe Vogel fängt den Wurm", ging es heute wesentlich früher als an den anderen Tagen raus aus dem Zelt, ein schnelles Frühstück kredenzt und schnabuliert und schon waren wir on the road in die ungarische Hauptstadt Budapest. Entlang der Nordseite des Plattensees und über die Bahn vorbei an Szekesfehervar erreichten wir die Donaumetropole gegen Mittag. Das Auto wurde in einer Seitenstrasse nahe des Bahnhofs Kelenföld kostenneutral geparkt und mit der Metro ging es weiter in die Stadt.

An der Station Arany Janos utca ausgestiegen, war das kulturelle Zentrum der Stadt am Ufer der Donau schnell erreicht. Bei bestem Sonnenschein, der meiner besseren Hälfte fast schon eine Spur zu intensiv war, stürzten wir uns in den Touristentrubel, wobei dieser zur Spätsaison sicherlich bereits deutlich erträglicher als im Hochsommer ist.

Über die Kettenbrücke überquerten wir den von zahlreichen Ausflugsschiffen befahrenen Fluss und beließen es bei Blicken und Fotos der hoch oben thronenden Burg Buda vom Ufer aus, bevor wir es uns in einem urigen und nicht zu touri gepreistem Lokal bei vegetarischen Köstlichkeiten wie Spinat Gnocchis, überbackenen Pilzen und Salat gemütlich machten, dann ging es gestärkt den Berg hinauf in die Oberstadt zur Fischerbastei. Neben einer traumhaften Fotoperspektive auf die Donau und das wundervolle Parlament am anderen Ufer, wusste besonders die Matthiaskirche in der immerhin drei Könige der Habsburger Dynastie gekrönt wurden zu begeistern. Nach ausgiebigem Flanieren durch die gemütlichen und nicht allzu vollen Gassen der Oberstadt ging es zurück hinab und auf einen letzten Stopp zur Margareteninsel, eine auf der Donau gelegene, idyllische Halbinsel, welche ein bei Touristen und Hauptstädtern gleichermaßen beliebtes Ausflugsziel ist. Nachdem wir uns nach einer Weile im Schatten der Bäume an den zelebrierten Wasserspielen satt gesehen hatten, ging es zurück zum strategisch günstig geparkten Auto, von aus wir bereits nach wenigen Minuten wieder auf der Autobahn waren.

Im zügigen Tempo, stets versehen mit den mahnenden Kommentaren meiner Beifahrerin steuerte ich unsere Lilly durch den Feierabendverkehr aus dem Ballungsgrossraum der Hauptstadt zunächst nach Veszprem, wo wir uns beim örtlichen Tesco noch mit einem neuen aufblasbaren Schlafbett und weiteren Campingutensilien eindeckten, bevor es entlang des bereits dunklen Plattensees zurück auf unseren geliebten Campingplatz ging, wo wir uns nach einem kurzen, romantischen Taschenlampen Dinner am Kofferraum und einem wohlverdienten Feierabend-Ale der Soproni Brauerei am bleuchteten Ufer alsbald in unser Zelt verkrochen. An dieser Stelle geht eine Entschuldigung an unsere Camping Nachbarn, die durch das Aufpumpen des neuen Schlafbettes durch unsere brachial laute Luftpumpe sicherlich aus ihren schönsten Träumen gerissen wurden :-)

Fazit des Tages: Budapest ist und bleibt für mich eine der schöneren Hauptstädte Europas und ist jederzeit eine Reise wert :-)

( H ) Vielleicht war es die Vorfreude auf diesen Tag, oder das ich richtig gut geschlafen habe, auf jeden Fall entpuppte ich mich am Freitag, den 13. zur Frühaufsteherin, bereitete Frühstück vor und holte Kaffee an der Campingplatz-Butze, während Nils noch schlummerte. Dies kommt so gut wie nie vor. Wir haben uns für diesen Tag gar NICHTS vorgenommen :-)

Nils wollte abwechselnd im See schwimmen und in der Sonne sitzen, Heide soziale Kontakte pflegen und lesen. Da einer von uns beiden doch immer eine Idee hat, weil es ja sonst zu langweilig werden könnte, sind wir noch ins wenige Kilometer entfernte Szigliget gefahren und wollten auf der hochliegenden Burgruine den Sonnenuntergang sehen. Leider war sie wegen Renovierungsarbeiten geschlossen und der Besuch einer Weinstube mit Probe für Nils musste herhalten. Wir entschieden uns für einen Weißwein.

Auf dem Heimweg entdeckten wir doch noch eine Ruine, die an die Rundtürme in Irland erinnert. Ein Altar im zerstörten Teil der Kirche von Avas und eine Andachtsstelle verrieten den regelmäßigen Besuch von Einheimischen.

( H ) Nun endlich was für die Fußballfans: Nachdem wir Urlaub am Balaton machten, ging es heute darum, pünktlich zum Anpfiff in Paks zu sein, denn der Schiedsrichter wartet nicht. Nach einem ausgiebigen Frühstück, Zeltabbau und Autopackerei fuhren wir um den See herum, an Keszthely vorbei zur Südküste und wir stellten fest, dass das Nordufer uns doch besser gefallen hat. Am Südufer laufen die Schienen nah am Wasser und der direkte Weg zum See gestaltete sich schwierig. Es gibt Strandbäder, die relativ teuer sind oder Hotels mit eigenem Zugang. Wir hielten an einem Schifffahrtsmuseum mit Aussichtsturm und Blick auf den Balaton, um Pause zu machen. Das Thermalbad in Tamasi, südlich vom See, war das erste Ziel, die Stadt Paks das zweite. Der Teknös Schildkrötenpark hatte leider saisonbedingt schon geschlossen :-( In Tamasi erwartete uns ein Heilwasser-Freibad, in dem wir ausschließlich Einheimische antrafen. Das Wasser war wärmer als in Heviz, allerdings vermisste Nils das Schlammbad.

So langsam verließen uns die gut asphaltierten Straßen und es ging über Risse, Höcker und Löcher weiter nach Paks. Die Landschaft unterschied sich kaum vom Frankenland, obwohl wir schon 950km von dort weg waren. Gegen Abend alles geschafft, Nils guckte Paks vs. Ferencvaros (0: 4) und Heide kümmerte sich endlich um den Blog :-)

( H ) Das Schönste am Reisen sind die unerwarteten Dinge, die man erlebt!

Zum Chill-Sonntag passte der riesige Markt perfekt! Mitten im Nirgendwo standen auf einmal die Autos zu beiden Seiten der Straße und erst nach einem Kilometer wussten wir warum. Eine Farbenvielfalt auf einer großen Wiese mit Ständen, an denen alles angeboten wurde, was man so braucht. Von Schrauben, Handytaschen und Wasserpumpen über Babystrampler, Nylonstrümpfe und Wäscheklammern bis zum kulinarischen Bedürfnis: Fette Würste mit Pommes, Eingelegtes in überdimensionalen Gläsern und süßes gedrehtes Hefegebäck mit Namen Fahejas. Es war laut, gackerig, lustig, dampfend und die Sonne knallte vom Himmel. Wir merkten schnell, dass dies ein vielleicht wöchentliches Spektakel für die Einheimischen ist. Selbst Gardinen und Staubsauger werden hier gekauft. Negativ faszinierend fanden wir die Tierabteilung: In engen Käfigen trampelten Fasane, Hühner, Küken und Kaninchen auf sich selbst herum, Hundewelpen lagen eng nebeneinander und das Fotografieren wurde freundlich untersagt. Kein schöner Anblick.

Unsere Fahrt ging weiter nach Szolnok mit Stop in Kecskemet. Eine gemütliche Stadt mit 110Td Einwohnern und langer Baumallee in der Innenstadt. Es sprudelten Wasserbrunnen, am Gehweg wedelten verschiedene Gräser im Wind, Cafes waren geöffnet und uns knurrte der Magen. Heute gabs für Nils vegetarische Pizza und für Heide eine Lasagne, dass Ganze serviert von einem netten Kellner im "Olivolà".

( H ) Als uns das Navi zu unserer Unterkunft bringen wollte, begann ich etwas skeptisch zu werden. Die Straße ging in einen Flurbereinigungsweg über mit Unebenheiten, die man davon halt so kennt. Als aber Löcher auftraten, die von einem Meteorit sein konnten, fragte ich Nils, ob wir richtig wären? "Jaaaa, wir fahren jetzt einbisschen Umweg, aber das geht auch!" Aus den Platten wurde Schotter und es gab gar keine Stelle mehr ohne Löcher und Gräben, ich fuhr langsamer als Schrittgeschwindigkeit. Da lachte Nils und meinte: "Jetzt weiß ich, warum das Navi so ne späte Uhrzeit als Ankunft angibt, wir müssen über eine Fähre! Aber das wird schon gehen..."

Es ging und wir kamen in den Genuss einer zusammengeschusterten Holzfähre und einen Blick auf den Fluß Theiß, bis wir in einem Mini-Kaff namens Nagykörü (Komitat/Kreis Szolnok) in unserer Unterkunft ankamen, eine Pension mit ein paar Zimmern, Garten, Grillplatz und vorallem RUHE. Nils fuhr noch zum Fußball: Szolnok vs. Györ, 0: 2.

Obwohl wir erst in Zentralungarn waren, hieß es am Montag Abschied nehmen von diesem entspannten Land. Es gab Eier mit Tomaten und ungarischem Käse aus der Pfanne zum Frühstück :-)

Es war eine tolle Jahreszeit um hierher zu fahren, wenige Touristen trotz T-Shirt-Wetter und Baden im See war auch noch drin. Allerdings bekam man am See kein Tretboot mehr geliehen und wir mussten mit so mancher geschlossenen Sehenswürdigkeit rechnen. Auf gehts nach Rumänien :-) Ich freue mich auf Graf Dracula....