"Merhaba, Türkei"

( H ) Am 3.10. um ca. 17:30h passierten wir also die türkische Grenze bei Malko Tarnovo. Grenzkontrolle war wie schon berichtet unkompliziert, Pässe, Zulassungsschein, grüne Versicherungskarte. Wir brauchten irgendeinen sogenannten HGS-Aufkleber für die Mautgebühr für bestimmte Strecken. Etwas Genaues war schwierig herauszufinden und auch, ob wir für unsere Route an der Küste entlang überhaupt einen brauchen. So fuhren wir halt so lang, bis uns etwas aufhielt. Wir kamen an eine Art Schranke, an der wir uns entscheiden konnten, HGS oder OGS Spur zu befahren. Da wir beides nicht hatten, hielten wir an, überquerten die 6spurige Straße und fragten die Polizisten. Wir waren ziemlich zufrieden, dass wir einen HGS Aufkleber in einem kleinen Häuschen kaufen und auch noch mit Karte bezahlen konnten. Sehr schön :-)

Für welche Straßen man ausserhalb der Strecken Richtung Istanbul und Ankara so einen Aufkleber braucht, wußten wir erst nicht. Aber man kann wohl Geld darauf zahlen, was beim Durchfahren der Schranke abgebucht wird. Nachdem die grüne Lampe erscheint, kann man durchfahren und es wird sogar der verbleibende Betrag angezeigt. Man kann also nichts verkehrt machen.

Es machte uns etwas stutzig, dass wir die einzigen waren, die auf der qualitativ hochwertigen Straße fuhren. Gerade noch über die Buckelpisten und Serpentinen Bulgariens gegurkt, jetzt schon im Rennfahrertempo nach Istanbul. Nils hat eine interne Wette gewonnen und darf in die Metropole einfahren. Es ist ein tolles Gefühl, eine weitere Etappe mit unserer Lilly geschafft zu haben und wir sind beide stolz darauf!! :-)

Der Verkehr in Istanbul ist sehr chaotisch, es werden mehr Spuren gestaltet als eingezeichnet sind, man nimmt sich grundsätzlich die Vorfahrt und wir meinen behaupten zu können, dass die wenigsten hier schon mal eine Fahrschule von innen gesehen haben. Nils passte sich an, ich hielt mich fest und war froh, als wir das Hotel erreicht hatten.

 

Gespannt auf die Stadt, dass hochgelobte und vielgeliebte Istanbul, mit seiner beeindruckenden Geschichte und heutiger kultureller Bedeutung, fuhren wir mit dem Metrozug ins Zentrum, in die Altstadt. Nils kennt die Stadt schon und mag sie sehr gerne, ich bin Neuling und muss leider gleich gestehen, dass mich die Stadt eher enttäuscht, bzw. nicht vom Hocker gerissen hat. Vielleicht war es auch eine zu große Erwartungshaltung. Natürlich sind die Blaue Moschee und die Hagia Sophia mit ihrem geschichtlichen Hintergrund beeindruckend anzusehen, auch der Topkapi Palast mit seiner Parkanlage. Mir persönlich fehlte jedoch die besondere Atmosphäre; gibt es doch keine schöne Stelle am Bosporus, an der man verweilen oder spazieren gehen möchte. Oder kennt jemand von euch eine? Dann bitte ich um Mitteilung, damit die Stadt nicht ganz so schlecht weggesteckt wird von mir :-)

Nachdem wir durch die Altstadt geschlendert sind, schauten wir uns das Ganze vom Schiff aus an. Es fuhr über den Bosporus nach Kadiköy, in den asiatischen Teil der Stadt, in dem es überraschenderweise ziemlich hipp war; viele kleine Cafes mit vielen jungen Leuten, Leben auf der Straße, Lachen und Musik, Muschel-und Fischverkäufer. Bei einem EFES für Nils und einem alkoholfreien Mojito für mich beobachteten wir das Treiben. Das war toll, das gefiel mir total gut!

Nils spielte wieder sein kleines Rätselraten mit mir und ich sollte raten, wie weit ich vom Krautackerweg wohl entfernt bin (?) Luftlinie 2155km, mit dem Umweg den wir gefahren sind, ca. 2580km.

Ich genoss die Schifffahrten sehr, es war sehr warm und die Brise tat gut; wir beobachteten das schöne Licht auf die Stadt, die Sonne schien schon schräg vom Himmel und die Altstadt belohnte uns mit einem netten Restaurant, in dem es Pide, Kebab und Tomaten-Gurken-Nuss-Salat gab.

Im Hotel gabs noch fränkischen Wein, somit sind die Vorräte aus Mamas Keller verbraucht :-)

( H ) Samstags ist ja meist Fußballtag, so auch heute. Von Istanbul mit leckerem Frühstück im Bauch losgefahren, durch den verrückten Verkehr nach Pendik. Das sind zwar nur 35km, aber hier schafft man es, dafür eine Stunde zu brauchen. Um 15:30h spielt Pendikspor vs. Bugsasspor, die erste gewinnt mit 2 : 1. "Spor" heißt übrigens Sport :-)

Ich hätte nie gedacht, dass die wenigen Fans in diesem urigen Stadion dafür verantwortlich gemacht werden könnten, dass ich meine erste kleine Ausschreitung in einem "Stadion" erlebte. Nachdem der Schiedsrichter etwas entschieden hatte, womit der Pulk nicht einverstanden war, gingen erst die Spieler aufeinander los, dann drängelten die Fans an die Gitter und die Polizisten mussten anrücken und absperren. Für einen Moment fand ich es gruselig und fragte mich, wieso sich die professionellen Spieler wie kleine Kinder aufführen (durften). Gibt es sowas beim Frauenfußball eigentlich auch??

Der zweite Schieri will auch nicht auf uns warten und so gings um 19h in Izmit weiter mit Kocaelispor vs. Ofspor, die Gastmannschaft gewann mit einem Tor. Die Atmosphäre hier war sehr viel anders: In Pendik trifft man sich halt Samstagnachmittag mit den Kumpels auf dem Fußballplatz, in Kocaeli geht man ins Stadion aus, obwohl eine Liga niedriger. Ein riesiger Fanpulk, alle machen mit, die Stimmung ist aufgeheizt. Und auch hier erlaubt sich ein Spieler, sich etwas daneben zu benehmen und die Polizei muss anrücken.

Temperamentvoll, die Türken und ihr Fußball. Für mich gabs Köfte zu speisen :-)

( H ) Wenn wir uns vornahmen, am nächsten Tag weit zu fahren und es regnete, waren wir nicht so traurig darüber. Das Ziel ist Amasra an der Schwarzmeerküste und Safranbolu hat definitiv einen Zwischenstop verdient. Es gehört zum Welterbe der UNESCO und war Handelsplatz für Safran. Es sind schöne alte Fachwerkhäuser im türkischen Stil zu sehen, mehr oder weniger gut erhalten. Es ist ein idyllisches Städtchen mit engen Gassen, liebevoll dekorierten Restaurants und einem Schokoladenmuseum :-) Für etwa 3€ ( 20 Türkische Lira ) gönnten wir uns eine Pralinenmischung mit dunkler, heller und weißer Safranschokolade. Das Museum ließ ein paar Wünsche offen, ist also nix Besonderes, dafür war die flüssige Schokolade mit geraspelten Pistazien obendrauf ein Geschmackssilvester! Zu Essen gabs danach nicht mehr viel :-)) Linsensuppe, Salat und etwas Reis im Regen unter einer Jalousie einer kleinen Kneipe in der Altstadt. Heute war es auch kalt, wir mussten beide seit langem eine Jacke anziehen.

Nils fuhr die fast 400km echt souverän für einen Fahranfänger ( wenn er das liest, ärgert er sich, er kann es nicht leiden, immer noch als Anfänger bezeichnet zu werden )....

Aber ich muss ihn ja auch mal loben :-) Ankunft im wunderschönen Amasra im Dunkeln, Kum Hotel direkt am Meer ausgesucht.

( N ) Während Heide den Vorabend nach Ankunft noch zu einem Mädels Telefonat mit ihrer besten Freundin nutzte, landete ich noch auf ein paar Efes in einer Bar und schaute mir Inter Mailand v Juventus Turin vor der Glotze an. Bei strahlendem Sonnenschein ging es morgens in eines der zahlreichen Cafes direkt am Wasser, wo wir es uns bei einer großen Früchteplatte, Omelette und den jeweiligen Heißgetränken unserer Wahl gut gehen ließen. Hinreichend gestärkt war ein kleiner Spaziergang durch das malerisch auf einer Halbinsel gelegene Schwarzmeerstädtchen Amasra angesagt. Ein Happen türkische Süßigkeiten hier, ein Glas Brombeermarmelade da, einen Tee und schwupps waren wir am höchsten Punkt des Ortes angekommen und hatten einen tollen Ausblick über die Stadt. Wirklich eine traumhafte Idylle hier! Oben auf dem Berg noch ein kurzer Plausch mit einem Pärchen aus Duisburg, die seit knapp einem Jahr mit einem umgebauten LKW durch Europa und Nordafrika reisten, bevor es zurück zum Hotel ging, den Plunder zusammengepackt und weiter Richtung Osten.

Heute war Heide die Frau am Steuer und reichlich Abenteuer war garantiert: Über kurvige Serpentinen ging es durch urige Dörfer entlang der Schwarzmeerküste. Die teils traumhaften Ausblicke wussten dabei definitiv mehr zu begeistern als die wenigen erbärmlichen Strände auf unserer Route. Im Örtchen Side wurde der Gaskocher für eine Mahlzeit angeworfen, auf der Karte hatten wir ein kleines Kaff namens Doganyurt schließlich als Tagesendziel auserkoren. Nachdem wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit das Ziel unserer Träume erreichten, reichte wiederum eine kurze Rundfahrt durch das heruntergekommene Örtchen, um uns für 30 weitere Autominuten bis Inebolu zu entscheiden.

Entschädigt wurden wir nicht nur durch einen traumhaft schönen Sonnenuntergang am Wegesrand, sondern mit dem Hotel Gardenya in Inebolu auch mit einem sagenhaften Preis-Leistungsverhältnis. Für schlanke 20€ das Zimmer mit Meerblick, Balkon, Aircon, Wifi, Parkplatz und Frühstück waren wir dabei. Nach einem Dinner aus dem Kofferraum schlummerten wir alsbald zum Geräusch des Meeresrauschens ein.

( H ) Heute bei Regen aufgewacht, im Regen übers Gelände am Swimmingpool vorbei zum Frühstück, im Regen am Meer entlang und durch die Berge. In Sinop, einer Halbinsel wollten wir gar nicht aus dem Auto raus, so sehr hats geregnet. Zum Glück haben wir die Serpentinen schon hinter uns gelassen und es ging super fahren. Beim nächsten Stop in Gerze bekamen wir ein feines Essen serviert, Nils hatte heftige Zahnschmerzen und konnte es weniger geniessen :-( Zwischendurch gab es immer wieder tolle Buchten am Meer mit heftiger Brandung und wir erreichten unser heutiges Ziel nach ca. 300km Fahrt: Samsun, bzw. Tekkeköy.

( H ) Vom 28,-€ teuren Airport Resort Hotel bei Samsun fuhren wir gespannt Richtung Ordu zu einem Wasserfall, der versteckt in den Bergen liegt.

Heide hatte mal wieder Probleme mit der maps-Navigation, sodass sich die Anfahrt etwas schwierig gestaltete ;-) Da es immer noch nieselte, bzw. sich der abartige steile und ungesicherte Weg durch den türkischen Dschungel als Abenteuer erwies, dann ein riesiges Schlammloch uns den Weg abschnitt, mussten wir leider umkehren und den Wasserfall sein lassen, wo er war. Unterwegs gabs noch für Nils ein Fußballspiel in Ordu: Orduspor vs. Tokatspor.

Dieser Tag war nicht unser schönster, denn auch mit der Unterkunft in Arakli, im Ferah Hotel mitten in der Stadt, haben wir keinen guten Fang gemacht, viel zu teuer und das Frühstück sehr mager. Immerhin sind wir stolze 370km gefahren, sind wieder ein gutes Stück vorangekommen und werden morgen die Türkei verlassen.

( H ) Das Essen werden wir vermissen und auch den immer wiederkehrenden Blick aufs schwarze Meer. Der Norden der Türkei ist sehr viel ärmer und hat auch weniger Sehenswürdigkeiten, die Strände mit hellem Sand oder feinem Kies wären schön, würden sie gepflegt und von Müll beseitigt werden. Als Badestrände sind sie nicht geeignet.

Es herrscht Fischfangkultur und man bekommt auch überall frischen Fisch.

Am 10.10. ging es also von Arakli aus entlang der Schwarzmeerküste auf gut ausgebauter Straße die 170km über die georgische Grenze nach Batumi.

Im Grenzort Sarpi sind wir ca. 3800km vom Krautackerweg entfernt, so die neueste Entfernungsmeldung von Nils.

Wir freuen uns beide sehr auf den südlichen Kaukasus, haben wir doch den nördlichen Kaukasus bereits im April entdeckt und Nordossetien, Inguschetien, Tschetschenien und Dagestan gemeinsam bereist. Jetzt mit dem Auto hier zu fahren ist für uns etwas ganz Besonderes! :-)