"Salaam, Iran"

( H ) 05. November

Die Fahrt von Stepanakert nach Tabris im Iran schien schon am Morgen ein Abenteuer zu werden. Unsere Erwartung lag bei "Wir schauen mal, wie weit wir kommen!" Denn letztendlich wussten wir wirklich nicht, ob wir es heute bis in den Iran schaffen würden. Zeitlich schon, es lagen etwa 370km dazwischen, aber man weiß ja nie, wie Busse oder Taxen gefunden werden. So entschied ich etwas ungewollt, dass wir nicht mit dem Fahrer des Minibusses mitfahren, denn er machte den Anschein, dass es nur Glückssache war, heile mit ihm anzukommen. Ich wollte mit dem Greis nicht diese Serpentinenstrecke ohne Leitplanken zurückfahren! So fuhren wir mit dem Taxi bis Goris, also über den Checkpoint Bergkarabach hinweg und noch ein Stück südlich Richtung Grenze. Hier muß ich noch einschieben, dass wir in den Bergen einen schweren Unfall sahen, viele Autos hielten an, ein Krankenwagen war vor Ort und unser Fahrer bekam die Info, dass ein Auto den Abhang hinuntergefallen ist. An vielen Stellen sind keine Leitplanken oder es stehen nur so Poller rum; ich bin froh, im Taxi zu sitzen und an einen vernünftigen Fahrer gelangt zu sein.

In Goris handelte Nils einen guten Preis bei den Taxifahrern aus und Yura brachte uns in ca. 3,5 Stunden mit Pause nach Agarak zur iranischen Grenze. Ab Kapan hätten wir uns sowieso ein Taxi nehmen müssen, von dort fahren keine Busse mehr. Die Fahrt durch das Gebirge, an einem idyllisch gelegenen See vorbei und durch den weiter südlich liegenden Arevik Nationalpark war gigantisch!! Tolle Aussichten auf die schneebedeckten Berge, grüne Hochplateaus mit Hochlandrindern und Serpentinen hoch und runter.

An der iranischen Grenzstation Agarak gabs ein herzliches Tschüß und ein Selfie mit Yura, dann gings zur Grenzstation, mein Tuch um den Kopf geschlungen.

 

Der Grenzübertritt wurde zu Fuß zelebriert, Visa anerkannt, gestempelt und uns Willkommen geheißen :-) "Welcome to Iran!"

Die Sonne stand schon tief, aber auch hier wurde schnell ein Taxifahrer gefunden, der Preis ausgehandelt, 25,-€ bis Tabris für gut zwei Stunden Fahrt. Man fährt erst eine Weile an der Grenze der zu Aserbaidschan gehöhrenden Enklave Nachitschewan entlang, bevor man bei Jolfa ins Landesinnere Richtung Tabris fährt. Auch diese Aussichten auf schroffe Berge und karge Wüsten waren wunderschön!

Ankunft kurz vor Tabris um ca. 18:30h, der Fahrer konnte uns anscheinend nicht bis in die Stadt fahren und ließ uns an einem großen Kreisverkehr raus, leider war er auch nicht mehr so angetan vom Preis, wir konnten ihm 20,-€ und den Rest in Rial geben, aber da wir einen komplett anderen Kurs im Kopf hatten, gab es eine hitzige Diskussion. Ein weiterer Fahrer kam dazu, der uns dann nach Kompromissen auch zum Busbahnhof fuhr.

Wir kauften noch das Nachtbus-Ticket (450.000Rial, ca. 4,-€ pro Person) für den nächsten Tag nach Teheran und hatten Glück, dass uns der Verkäufer der Tickets dann in die Stadt mitnahm. Er empfahl uns müden Rucksackträgern ein Gästehaus ("Mashad", solltet ihr mal in Tabris sein, geht NICHT dorthin), was die letzte Absteige war.

Naja, für eine Nacht könnte es gehen.

Zur Erklärung des Aufklebers von Armenien: Die Türken haben das Gebiet des Berges Ararats von den Armeniern "geklaut" !!

( H ) Einigermaßen ausgeruht, jedoch lieber ungeduscht, suchten wir auf dem Basar etwas zum Frühstück. Ich hatte keine großen Ansprüche, nur Brot mit vielleicht Käse und etwas Obst. Es war nichts zu finden und wenn ich nichts frühstücke, werde ich ungemütlich. Außerdem nervte mich das Kopftuch und das Shirt hatte ich wegen dem Aspekt "das Oberteil muss über den Hintern gehen" schon drei Tage an. Ich war völlig entnervt, energielos und unmotiviert. Außerdem rückte die Fahrt durch Baluchistan in Pakistan immer näher, die mir nicht ganz geheuer war...

Nach zwei kleinen Muffins und einer Art gefülltem Brot und innerlichem Durchschnaufen beschlossen wir uns einen schönen Nachmittag zu machen und in die Lehmstadt Kandovan zu fahren. Diese Häuser am Berg sehen aus wie aus einem Märchenfilm, sind teilweise noch bewohnt und natürlich eine Touristenattraktion. Man fährt eine gute Stunde dorthin.

Wir aßen mit unserem Fahrer Kemal in einem netten Restaurant Reis mit Kebab und Tomaten. Im Iran sitzt man auf dem Boden, der mit orientalischen Teppichen ausgelegt ist, man zieht sich vor dem kleinen Podest die Schuhe aus und sitzt dann im Schneidersitz, was uns Europäern sehr fremd ist (und auch leider nicht so gemütlich).

 

Wir holten unser Gepäck in der Absteige ab und fuhren wieder mit dem Taxi zum Busbahnhof. Die Wartezeit bis 22:30h vertrieben wir uns mit Beobachten der Menschen, Kleinigkeit essen, sinnlose Spiele am Handy spielen. Ich fühlte mich auch schon wohler als am Morgen, jedoch lässt der Dresscode für Frauen tausend Fragen offen ....

Die Busse im Iran sind fast schon luxuriös eingerichtet, jedoch ohne Toilette! Die Sitze sind weit nach hinten verstellbar, sehr bequem und vorne hat man noch ein Fußteil zum Hochklappen. Zuerst freuten wir uns über einen fast leeren Bus, aber der "Schreier" hat ganze Arbeit geleistet und innerhalb einer halben Stunde den Bus doch noch fast voll gekriegt, dafür fuhren wir zwar zu spät los, kamen aber dann nicht ganz so früh in Teheran an. Wir fuhren entspannt und konnten auch einigermaßen schlafen.

( H ) Ich habe den großen Vorteil, dass Nils schon zweimal im Iran war und genau wußte, wo wir Hotels in Teheran finden konnten. So frühstückten wir erstmal am Busbahnhof und fuhren dann mit dem Taxi (wundert euch nicht über die viele Taxifahrerei hier, die kosten fast nix!!) in die Innenstadt zum Emam-Khomeini-Platz. Auch hier gab es dann doch Unstimmigkeiten mit dem Fahrer und eine nette Iranerin vermittelte.

In einem im typisch iranischen Stil gehaltenen Etagenhotel fanden wir unsere Bleibe für zwei Nächte. Zimmer okay mit gläserner Duschkabine im Raum, Toilettenloch und Dusche darüber. Ich bin nun auch dahintergekommen, wieso überall neben den Toiletten ein Schlauch mit Mischbatterie hängt: In muslimischen Ländern gibt es kein Toilettenpapier und es wird sich wohl damit gereinigt. Allerdings bleibt die Frage offen, ob sie sich dann auch nicht abtrocknen?? Also ich habe hier immer eine Klorolle in der Tasche :-)

Programm hielt sich heute in Grenzen: Ausruhen, duschen, Essen in der Hotelstraße (Reis, Kebab, Tomaten, Pepperoni, Brot), am Nachmittag Besuch der ehemaligen US Botschaft, die jetzt ein Museum ist. An den Außenmalereien erkennt man deutlich das Verhältnis zur USA und auch in den Plakaten, Fotos und Ausstellungsstücken zeigt sich die abgrundtiefe Abneigung. Der Sturm auf die Botschaft im Jahr 1979 wird in Bildern gezeigt, auch gibt es originale Wandbeschriftungen der Studenten im Gebäude, originale Schreibmaschinen und Geheimbüros mit Sicherheitsschlössern. Das Museum ist im März 2016 eröffnet worden.

Abends Spaziergang durch die nähergelegenen Basarstraßen und zum Golestan Palast, der leider schon zu hatte. Hier wurde 1951 der Schah mit Soraya vermählt :-)

Außerdem zur Info von Wikipedia:

"Der im 18./19. Jahrhundert errichtete Palast war bis zum Sturz des letzten Schahs offizieller Regierungssitz. Er ist ein Zentrum der traditionellen persischen Kunst und beispielhaft für die handwerkliche Fähigkeit der iranischen Künstler."

( H ) Im Hotel gibt es ein leckeres Frühstück mit Fladenbrot, Streichkäse, Marmelade und Tomaten-Rührei. Nils wollte heute mit der Seilbahn auf den Berg Tochal fahren, leider fuhr die letzte um 11 Uhr morgens, sodaß er mit dem Sessellift nur zur Aussichtsplattform kam. Aber es gab einen tollen Blick über die versmoggte Stadt und den Fernsehturm. 

Ich spazierte zum Stadtpark, leider hatte das TehranPeaceMuseum dort geschlossen. Dann gabs einen Parkspaziergang und ein Ausschau halten nach einem Geschäft, was mir eine SIM Karte verkaufen könnte. Keins gefunden.

( H ) Wir verlassen Teheran und fuhren erst mit der MetroLinie 1 Richtung Süden zum Busbahnhof, steigen in den SuperBus nach Isfahan und erreichen nach 5 Stunden Fahrt, von ca. 12 bis 17h, diese wunderschöne Stadt. Kosten knapp 4,-€ pro Person. Stop wurde an einem kleinen "Rasthof" gemacht, wo wir uns einen frisch gepressten Orangen-Limetten-Saft gönnten, nach all dem Brot und Reis haben wir oft das Bedürfnis nach was Frischem und Vitaminen. Der Verkäufer am Stand sprach kein Englisch und zeigte mir eine kleine Kiste mit ranzigen Orangen und klitzekleinen Limetten, nickte mir zu, ob ich davon Saft wollte!? Ich schüttelte den Kopf und zeigte auf die schönen satt orangenen Orangen oben im Regal. Er lachte, hob eine herunter und gab sie mir- sie war aus Plastik und nur Dekoration :-) Wir nahmen trotzdem zwei Säfte und sie schmeckten!

In der neuen Metrostation Kevah am Busbahnhof in Isfahan lernten wir Oskar kennen, einen Iraner, der mit Frau und Sohn in der Innenstadt lebt und der uns erst mit den Tickets und dann noch mit der Unterkunft half. Er empfahl uns das MahBibiHostel, von dem wir alles Wichtige zu Fuß erreichen könnten. Wir fuhren mit ihm mit dem Bus hin, er wohnt ganz in der Nähe, und er hat nicht zuviel versprochen: Das Hostel ist richtig toll, mit einem Innenhof, von dem die Zimmer abgehen, hohe Decken und geschmackvollem Fliesenboden, schmale Holztüren im orientalischen Stil und wir fühlten uns von Anfang an wohl. Es wird von jungen Leuten geführt, wohl auch als Einrichtung, in der Menschen mit Behinderungen arbeiten. Wir bekommen ein Privatzimmer mit "shared bathroom" für 20,-€ die Nacht. Perfekt :-)

Wir schlendern noch zur Khaju Brücke, der kleineren der drei wunderschön beleuchteten Brücken über den Fluß Zayandeh ("lebensspendender Fluß"), der zwar breit ist, aber kaum Wasser hat. Als wir an einer Hendl-Bude vorbeikamen, hielt uns nichts mehr und es gab zum Abendessen ein frisch gegrilltes Hähnchen. Hier bekommt man blanken Krautsalat, Tomaten und Gürkchen dazu, das Hähnchen ist gefüllt mit einem grünen Gemüse, wahrscheinlich Spinat und Bohnen, was feuerscharf ist !!

( H ) Nachdem wir nun eine tolle Unterkunft gefunden hatten, konnten wir uns auf Isfahan konzentrieren. Was ich heute von der Stadt gesehen habe, übertrifft alle Erwartungen! Es ist eine Stadt wie aus 1001 Nacht mit vielen Parks, einem Fluss, wunderschön beleuchteten Brücken und gigantischen orientalischen Bauten. Zuerst zum Hauptplatz laufend empfanden wir auch den Verkehr lange nicht so nervig wie in den anderen beiden Großstädten. Überall sind Pflanzen und Blumen entlang der Straße gepflanzt und die Hauptsehenswürdigkeiten sind fußläufig erreichbar. Am Platz Naqsh-e Jahan sticht einem das weite Ausmaß des Wasserbeckens und der Fußwege ins Auge, er ist gesäumt von einer zweistöckigen Mauer mit Torbögen oben, mit Geschäften und Cafes unten. Auf der rechten Seite erkennt man erhaben die Imam Moschee mit unzähligen im blauen Farbton gehaltenen, handbemalten Fliesen, die wir so typisch für den Orient empfinden. Der Eintritt liegt bei 500.000Rial, das sind ca. 4,-€, die sich in jedem Fall lohnen. Der Platz ist der größte dieser Art weltweit und gehört natürlich zum UNESCO. Es ist angenehm warm und wir lassen uns Zeit, alles anzuschauen, zu bestaunen und Bilder zu machen. Es sind kaum Menschen hier und der Hinterhof mit kleinem Wasserbecken und Grünanlage ist ein stiller Ort inmitten der Stadt.

Wir laufen durch den ebenfalls zum UNESCO zählenden Park mit Palast, Tschehel Sotun, zum Boulevard, essen dort Schaurma, gingen über die Si-o-se Pol Brücke und besuchten das armenische Viertel Dschulfa mit seiner imposanten Vank-Kathedrale. Hier kann man stundenlang die Wände anschauen, weil sie über und über mit Geschichten bemalt sind, die ganze Kirche sieht aus wie ein Märchenbuch. Einige Bilder werden auf Englisch erklärt.

Die Sonne geht unter und wir kamen ziemlich kaputt im Hostel an. Heute alles zu Fuß erkundet, auch wenn es machbar ist, sind wir doch viele, viele Kilometer gelaufen.

( H ) Nach dem feinen Frühstück im Hostel, es gab flaches Fladenbrot, Marmelade, Rührei und Tee, machten wir uns auf den Weg zur ältesten und größten Moschee des Irans, der Freitagsmoschee. Auch sie gehört zum UNESCO und ist sehr beeindruckend! Wieder handbemalte alte Fliesen in typischen persichen Mustern. Wir schlendern durch die Stadt, essen später bei "Cafe&me" Nudeln mit Pilzen und Burger. Ich bekomme die zweitbeste Schokolade meines Lebens serviert, verziert mit einem Baum, der mit einem Zahnstocher gemalt wurde. Diese Stadt ist in der Dunkelheit ein echter Traum: Die großen Bögen-Brücken, das Wasserspiel auf dem großen Platz und überall überraschende Lichteffekte. Wir erfahren von einer iranischen Familie, dass wir großes Glück haben, dass der Fluß gerade Wasser hat. Dadurch sind die Spiegelungen im Wasser ein echter Hingucker und es macht Spaß, einfach nur da zu sitzen und sich daran zu erfreuen :-) Auch heute fallen wir ziemlich müde ins Bett.

( H ) Den ursprünglichen Plan, über Tag nach Kerman weiterzufahren, mussten wir wegen doofen Busfahrzeiten aufgeben und das war im Nachhinein auch sehr gut so! So verabschiedeten wir uns von diesem schönen Hostel und brachten unser Gepäck wenigstens schon mal zum Busbahnhof und gammelten noch durch die Stadt. Wir aßen Bananen, Mandarinen und Eis in einer der Nischen der tollen Brücken und spielten Yatzy. Immer wieder stehen Iraner, jung und alt, bei uns und gucken, was wir da machen. Wir landeten wieder am großen Platz, fanden ein Restaurant wo es "Dugh" ( so etwas wie türkischer Ayran, ein Joghurtgetränk ) für Nils zu trinken und Brot, Reis, Gemüse und "Daisy" ( Disi gesprochen ) für uns zu essen gab. Wenn man das bestellt, bekommt man einen heißen Topf, in dem Lamm, Kartoffeln und Bohnen in Soße gekocht wurden und einen kleinen Stampfer dazu, um es klein zu machen. Außerdem werden blanke Zwiebeln, Zitronen/Limetten und blanke Bündel Kräuter auf den Tisch gebracht. Weiteres, allgemein sehr fleischlastiges Kulinarisches könnt ihr hier nachlesen: Persiche Küche.

Um 22:45h fuhren wir also mit dem Nachtbus nach Kerman. Wieder sehr komfortabel, diesmal meinte der Fahrer allerdings, seine Musik laufen lassen zu müssen. Naja, bevor er einschläft, lieber so....

( H ) Wir kamen gegen 7:45h am Busbahnhof in Kerman an. Man bekommt hier in den Bussen immer eine Art Lunchbox mit Saft, Keksen und zwei kleinen Muffins. Nix Dolles zum Frühstück, aber damit hatten wir zumindest einbisschen was im Magen. Wir nutzten die Gelegenheit, um Karten nach Hause zu schreiben, allerdings nahm sie die Poststelle nicht an und wir vergruben sie wieder im Rucksack, mal sehen, ob es noch eine Möglichkeit gibt, sie abzuschicken, bevor wir nach Pakistan einreisen. Ich nahm einen großen Zettel aus dem Notizenbuch heraus und wir veranschaulichten bildlich, wie wir uns den Tag vorstellten, um es dem Taxifahrer leichter zu machen. Es ging super und fünf Fahrer sprachen erst miteinander und diskutierten, bis dann jemand auch unseren Preis akzeptierte und wir loskamen :-) Unser Fahrer hieß Aboss.

Erster Stop war die Oase der Schahzadeh Gärten bei Mahan, sie zählen als persiche Gärten zum UNESCO und sind mega erfrischend anzuschauen! Das Wasser sprudelt nur so dahin, es gibt Wasserspiele, viel frisches Grün, Blumen und ein angelegtes Bewässerungssystem um die vielen Palmen herum. Sie sind terrassenförmig und symmetrisch gebaut, es hat ein kleines Cafe und natürlich eine kleine Moschee. Die Häuser sind mit Fliesen und anderen Handbemalungen verziert und die Holztüren zeigen liebevolle Schnitzereien.

Das alles mitten in der Wüste. Seit Kerman befinden wir uns am Rand der Wüste Lut im Süden des Irans. Auf der Fahrt erkenne ich zum ersten Mal, was eine richtige Fata Morgana ist! Ich kann gut verstehen, dass die Menschen auf den Kamelen verrückt wurden, als sie zu den Spiegelungen ritten und doch kein Wasser vorfanden....

Zweiter Stop ist die etwas von der Hauptstraße abgelegene Lehm-Zitadelle von Rayen. Sie liegt am schneebedeckten Berg Kuh-e Hazar und wird immer wieder original restauriert und erhalten. Zusammen mit der weißen Haube des Berges im Hintergrund ist die lehmfarbene Stadt ein atemberaubender Anblick!

Die Landschaft wird immer karger und wüstenähnlicher, mit dem blauen Himmel dazu kann ich gar nicht anders, als ständig aus dem Fenster zu schauen, Nils schläft einbisschen.

Wir kommen am späten Nachmittag bei Akbar im Guesthouse in Bam an. Diesen Mann muss man kennenlernen :-) Er verrät uns am nächsten Tag, dass er 78 ist und erzählt uns seine Geschichte des Erdbebens in Bam. Aber dazu morgen mehr.

Ein Freund seines Sohnes Mohammed fährt uns in ein Restaurant und wir essen Reis mit einer Art Spinat und ganz vielen Kräutern und Bohnen drin. Ist nicht so mein Ding und Nils bekommt die Hälfte ab :-) Wir treffen noch Isabel aus Frankreich, die freiwillig als Frau im Iran unterwegs ist und schon zum zweiten Mal mehrere Wochen alleine reist. So sitzen wir noch und trinken Tee, dazu gibt es jederzeit Datteln aus dem eigenen Palmengarten von Akbar :-)

( H ) Zur Feier des Tages, unser letzter Tag im Iran und der letzte Tag des aufgezwungenen dresscodes für mich, besorgt Nils Frühstück, während ich noch im Bett liege :-)

Es gibt flaches Fladenbrot, sie nennen es hier witzigerweise Lawasch, Feigenmarmelade, Bananen. Zu unserem Glück bekommen wir von Mohammed gebratene Eier und unser Frühstück ist perfekt. Mohammed betreibt neben dem Hostel eine Reiseagentur und bei ihm buchten wir auch unseren Fahrer zur Grenze. Akbar stand heute als Fahrer selbst bereit und möchte uns etwas von seiner Heimat zeigen. Wir fuhren in seinem alten Auto mit gefühlten 40km/h auf einen Hügel am Rande der Stadt Bam, der aus Bauschutt vom Erdbeben im Dezember 2003 besteht. Von dort haben wir einen einzigartigen Blick auf das Umland, auf riesige Dattelpalmenplantagen, in die Wüste Lut und auf den Friedhof von Bam, auf dem mehr als 30.000 Menschen nach dem Erdbeben bestattet wurden. Akbar erzählt uns, dass er 36 Verwandte verloren hat, sein Sohn schlief mit einem Freund im Zimmer, der es nicht überlebte, der Sohn war ein paar Stunden verschüttet. Akbar und seiner Frau ist nichts passiert und doch schwingt in seiner Stimme eine große Trauer mit. Er ist ein unglaublich lebenslustiger und fröhlicher Mensch, ist viel gereist und erzählt uns, dass er dieses Hostel liebt, denn er lernt soviele Menschen und Geschichten kennen. Ein Stück weiter aus der Stadt raus gibt es ein Dorf, in dem ein Freund von ihm wohnt. Wir dürfen ihn und seine Frau besuchen, bekommen Tee und Kuchen.

Damit die ganzen Palmen bewässert werden können, gibt es ein ausgeklügeltes System ( man nennt es Qanate ) mit Arten von Schleusen, durch die das Wasser gestaut und umgeleitet werden kann.

Die meisten Menschen hier leben hier von den Datteln und Akbar meint, dass es DAS Anbaugebiet im Iran für GUTE Datteln wäre :-)

Nach dem Besuch fuhr uns Akbar zur Zitadelle von Bam, es ist der größte Lehmbau der Welt, natürlich in der Liste der UNESCO eingetragen. Ich brauche noch unbedingt Wasser zu trinken, hier ist es nicht üblich wie bei uns, dass an Sehenswürdigkeiten Trink-und Fressbuden stehen, so gehe ich noch ein Stück, um einen Laden zu finden.

Die Zitadelle ist wirklich riesig und der Kontrast zwischen dem Lehm und dem strahlend blauen Himmel ist wunderschön!!

Nach 1,5 Stunden Zitadellenbesuch fanden wir ein Taxi, aber die wenigsten sprechen hier in der Region Englisch. Trotzdem versuchen wir ihm zu erklären, wohin wir wollen. Als er "Akbar" hörte, hellte sich sein Gesicht auf, er strahlte richtig und meinte "Aaaaah, Akbar English!!?" Wir lachten uns schief.

Akbar war jahrelang der Englischlehrer der Stadt, er arbeitete an einer Privatschule für Schüler und Erwachsene und er meinte später zu uns, dass ihn eigentlich jeder dadurch kennt. Diese Schule dürfen wir noch am Nachmittag kennenlernen, Akbar fuhr uns hin und stellte uns den Lehrerinnen vor, auch einigen Schülern, von denen ein 14jähriger Junge fließend Englisch und ziemlich gut auch Deutsch sprach. Bei Tee verging der Nachmittag und als es dunkel wurde, bekamen wir unser Abendessen in der Wohnung von Akbar, seine Frau hat toll gekocht und wir kamen in den Genuss ihres einzigartigen selbstgebackenen Fladenbrots. Wir saßen nicht wie üblich auf dem Boden, sondern auf Couch und Stuhl, wir reimten uns zusammen, dass es sich hier wohl um eine eher moderne Familie handelt :-) Beim Abschied sprach mir Akbar noch gut zu, ich solle keine Angst vor Baluchistan haben, "its safe!" und wünschte uns alles Gute.

 

Dieser Tag verbunden mit der einzigartigen Landschaft und dem Schicksal dieser Stadt war für uns neben Isfahan das Highlight im Iran! Für Nils noch mehr, da er Isfahan schon kannte. Hier in der Lut Wüste könnte man noch viel sehen und entdecken, vielleicht kommen wir mal wieder :-)

"Assalamo aleikum, Pakistan"

( H ) 15. November

Es wird ernst für mich. Abschied von den wunderbaren Palmen in Akbars Guesthouse, von der rot angemalten Schildkröte und den frisch gepflückten Orangen. Jetzt gehts nach Pakistan, zumindest erstmal an Zahedan vorbei nach Mirjaveh, der Grenzstadt zu Pakistan. Etwas mulmig ist mir jetzt, denn in dieser Region sind vor zig Jahren schon Menschen entführt worden. Allerdings lässt mir diese schöne Landschaft keine Zeit zum Angsthaben, zuerst karge Wüste mit wunderschönen Sanddünen dazwischen, dann schroffes Gebirge mit Sträuchern und Kräutern. Die Straßenverhältnisse sind super und wir kommen gegen 11h an der Grenze an.

Wir haben überlegt, wie wir das am besten machen: Die Grenze Iran öffnet um 7h, da ist allerdings auf der anderen Seite schon 8:30h wegen der Zeitverschiebung und eine Eskorte schon längst abgefahren. Da Donnerstag und Freitag die Wochenendtage im Iran sind, befürchteten wir, dass die Grenze heute um die Mittagszeit schließt. So nahmen wir lieber die Wartezeit bis zum Morgen in der Levie-Station auf pakistanischer Seite in Kauf, als vor verschlossener Iran-Grenze zu stehen. Und das hat auch geklappt :-)

Die Grenzzeremonie ging ohne Probleme, ich war etwas genervt, weil gefühlt jeder was von uns wollte, wir tausend Zettel ausfüllen mußten und uns auch noch ein Touranbieter das Leben leichter machen wollte. Nach ein paar Selfies war die Welt für alle in Ordnung und ein Polizist nahm uns zu Fuß mit zur Levie-Station Taftan. Es war mit Zeitverschiebung ca. 13:30h. Die nächste Eskorte fuhr am nächsten Morgen gegen 8h.

In der Station war es etwas ungemütlich, ein dreckiger Teppich, ein kaputter Kühlschrank, Abfall in Tüten der Vorgänger und keine einzige Frau. Ich habe mich gefreut, den Fetzen endlich vom Kopf nehmen zu dürfen, aber ich hatte das Gefühl, dass es doch noch recht angebracht war in der konservativen muslimischen Provinz Baluchistan.

Wir gesellten uns zu Yvan, einem netten Schweizer und unserem Reisegefährten für die nächsten Tage und warteten auf die Dinge, die da kommen sollten.

Alle Menschen hier, Polizisten wie Levies und Grenzbeamte, waren sehr sehr freundlich zu uns und hießen uns herzlich Willkommen in Pakistan! Schon mal was :-)

( H ) Die Nacht war sehr ungemütlich auf dem harten Boden. Wir hatten meinen Schlafsack über uns ausgebreitet, damit es nicht alllzu kalt war. Die Wechsel der Schlafstellungen sind nicht zählbar. Mir tat alles weh, von der Hüfte bis zum Rücken, Nils ging es ähnlich. ABER: Heute war der große Tag, an dem die Fahrt durch das unruhige Gebiet ging, vor der ich seit Anfang der Reise Respekt hatte. Wenn Nils diesen Bericht schreiben würde, würde er ganz anders zu lesen sein als meiner :-) Obwohl....

Um 8h ging es los, in Begleitung zweier Levies, ich vorne im Pickup, die Jungs hinten auf der Ladefläche mit Gepäck, fuhren wir durch die Wüste. Mein Blick streifte immer wieder in die Weite rechts und links, ich habe da so eine kindliche Phantasie......

Erster Stop nach ca. 60km, Personal-und Fahrzeugwechsel, nächster wieder nach ca. 60km. Wenn es so weiterginge, kämen wir doch gut voran. Die Landschaft ist wunderschön, wir sahen große Sanddünen inmitten von Felsen, immer wieder verlassene Häuser und Weite Weite Weite, manchmal liefen wilde Kamele über die Straße. Die Stops vermehrten sich, je näher wir Dalbandin kamen. Bei jedem Halt müssen wir uns in ein Buch eintragen, Name, Passnummer, woher und wohin; dabei werden Selfies gemacht und Tee getrunken und alle sind sehr freundlich. Trotzdem spürt man, dass man nicht einen Funken Einfluss darauf hat, was passiert, wie und wann es weitergeht. Yvans Map sagte uns, dass wir bald in Dalbandin ankommen sollten. In jedem Reisebericht, den wir über diesen Abschnitt lasen, wurde über eine Übernachtung in Dalbandin, also auf etwa halber Strecke nach Quetta, berichtet. Heute sahen das die Levies anders und sie entschieden, uns an einem Tag direkt weiterzueskotieren. Fünf bewaffnete Levies standen hinter dem Wagen und guckten uns an, einer sprach in ein Funkgerät und es hörte sich in etwa so an: "Wir haben hier drei Ausländer, was sollen wir mit denen machen?"

Dalbandin hinter uns lassend, immer kleiner werdend und dann verschwindend, freuten wir uns sehr, heute noch in Quetta anzukommen! Der Wagen fuhr so zügig und die Kontrollen ließen so nach, dass wir uns ausrechneten, gegen 21h in Quetta ankommen zu können. Falsch gedacht.

Bei einem Stop mitten in der Wüste mussten wir ziemlich lange auf ein Anschluss-Fahrzeug warten, während 54 Busse in Begleitung von bewaffneten, vermummten Levies und Soldaten an uns vorbeifuhren. Der Wagen, in dem wir dann saßen, überholte diesen Konvoi ziemlich schnell und wir freuten uns darüber.

Es wurde langsam dämmerig und genau dieser Wagen ließ uns an einem Platz aussteigen, an dem ein paar kleine Lehmhäuser und eine kleine Polizeistation standen. Es war gegen 17h.

Hätten wir gewusst, dass wir hier bis ca. 19h ausharren mussten, auf dem Boden oder in einem nach Gas riechendem Häuschen sitzend, dass die 54 Busse uns hier wieder überholen und wir den "Commander ätzend" kennenlernen würden, hätten wir liebend gerne in Dalbandin übernachtet.

Als wir da so saßen und warteten, an unserem Tee schlürften, kamen ein paar Autos angefahren und der Commander von dieser Station stieg aus, ließ sich einen Stuhl bringen und den Teppisch ausrollen. Zuerst wendete er sich Yvan zu, dann Nils und schüttelte beiden die Hand, ich streckte ihm meine hin und er drehte sich provozierend von mir weg. Dann versuchte er auf die übelste Art, die beiden Jungs zu provozieren. Ich bewunderte beide, wie souverän sie mit diesem Arschloch umgingen und ihm antworteten. Er meinte, er wäre Mitte 20, hat hier seit zwei Monaten das Sagen und wäre hier heute morgen von Rebellen fast ermordet worden. Dann kramte er seine streng konservative muslimische Seite heraus und beleidigte die beiden Jungs in einer Art, die mich innerlich überkochen ließ. Ich bin selten so respektlosen und Würde verachtenden Menschen begegnet. Dabei war er die absolute Ausnahme was Unfreundlichkeit anging!

Als es endlich lange nach Sonnenuntergang weiterging, wollten wir nur noch ankommen. Es ging bald durch die Berge, nahe an der afghanischen Grenze entlang und die Fahrzeugwechsel häuften sich. Wir zählten nicht mehr mit, aber schätzten, dass es um die 20 Wechsel an diesem Tag waren. Die häufigsten kamen kurz vor Quetta, da durften wir noch die letzten 80km unser Gepäck ca. 6 oder 7 mal von einem überdachten Pickup zum nächsten schleppen. Selbst in Quetta mussten wir noch zweimal wechseln, wobei sie auch dort in einer Polizeistation nicht so recht wussten, wohin mit uns. Als die letzte Fahrt von dort zum Hotel Bloom Star anstand, dachte ich, ich müsste jetzt mal jemanden hier an Kragen gehen: Stellten die Polizisten doch mitten auf den überdachten Pickup, neben dem Tank, eine zerlöcherte Tonne mit brennendem Holz, einem riesen Feuer, hin!!! "Its cold!"

Ja, es ist kalt, aber dafür habe ich nicht diese Eskortenfahrt mitgemacht, um jetzt in ein Polizeiauto zu steigen, was gleich in die Luft fliegt....

Um ca. 2h nachts landeten wir im Bett im Bloom Star Hotel und ich konnte es nicht glauben, das überlebt zu haben. Mir war diese Nacht jedes Bett recht :-))

( H ) Bei der Frühstücksbestellung an der Rezeption wurde Nils gefragt, wie die Fahrt war und der Mitarbeiter war sehr überrascht, dass wir an einem Tag von Taftan nach Quetta gefahren sind, das sei sehr ungewöhnlich! Wir werden die Gründe hierfür nie erfahren, dafür können wir lesen, dass es in Quetta letzte Woche drei Anschläge auf Polizeiautos und -stationen gegeben hat. Vielleicht war deswegen höchste Vorsicht geboten.

Im Innenhof des Hotels stehen Tische und Stühle, es scheint die Sonne und wir wärmen unsere Füße auf, die seit gefühlt 24 Stunden eiskalt sind. Es ist ruhig und wir können nicht so nachvollziehen, wieso dieses Hotel so mega negativ bewertet wurde. Gut, die Zimmer sind wirklich erbärmlich, der Teppich schmutzig. Ich breite meinen Schlafsack aus und die Matratzen sind nicht ganz so schlimm, es gibt heißes Wasser und in der Küche kann man jederzeit Getränke/Tee und Essen bestellen, was sehr gut schmeckt. Die Alternative wäre der Boden in der Polizeistation, aber die Nächte mit zig anderen Leuten und Beamten zu verbringen, erschien uns nicht das Richtige. Auch Yvan blieb im Hotel.

Die Jungs "bestellten" sich Polizeischutz, um mal vor die Tür zu gehen, etwas einzukaufen und eine SIM Card zu besorgen, aber es kam niemand.

So aßen wir später im Hotel Reis mit Gemüse, Nils und Yvan tranken ein angedrehtes Bier, was scheusslich schmeckte und wir verbrachten den Tag in der Sonne im Garten.

Nils erfuhr noch am Abend, dass in Peschawar wohl kein Fußballspiel stattfinden würde :-( Das war für die Länderpunktesammlung natürlich sehr deprimierend.....

( H ) Wir lernten Carsten und Manni kennen, die mit ihrem Bus von Norddeutschland nach Australien in 140 Tagen fahren, um für eine gute Sache Geld zu sammeln: Anna hat durch eine Meningitis beide Arme und Beine verloren und soll wieder Arme bekommen! Die beiden gaben mir ihren Flyer, ihr könnt ihn in den Bildern oben durchlesen.

Die Eskorte wurde bestellt und war drei Stunden später auch schon da.... Heute war der Präsident von Pakistan zu Besuch in Quetta, deswegen mussten wir uns mit unseren Bedürfnissen hinten anstellen. Es war gruselig, mit den Polizisten und wieder im Pickup durch die Stadt zu fahren. Die Einwohner fuhren dicht hinter uns her, guckten auf uns, lachten, winkten und brausten vorbei. In weniger als 5 Minuten am NOC-Büro angekommen, dauerte die Ausstellung dieses Dokuments weniger als eine Stunde. Also genügend Zeit, um etwas einzukaufen und bestenfalls noch eine SIM Card zu besorgen. Das sahen die Polizisten jedoch ganz anders und ließen uns im Polizeibüro auf dem Gelände 1,5 Stunden auf ein Auto warten, was uns durch die Stadt begleiten konnte. Es war ziemlich nervig. Als wir dann doch los konnten, hatte anscheinend keiner gecheckt, was wir wollten, denn wir landeten in der Hauptstation der Polizei, wo andere Ausländer nach der Eskorte Unterschlupf fanden. Meine Nerven hingen durch. Auch hier mussten wir unsere Pässe zeigen, Formulare ausfüllen und uns erklären, obwohl wir mit denen hier gar nichts zu tun hatten. Es dämmerte bereits, als ich nochmal in das Büro ging und bestimmt äußerte, dass ich es sehr unfreundlich finde, uns überall solange warten zu lassen, obwohl wir nur das NOC brauchten und etwas zu Essen besorgen wollten! Witzigerweise nahm das dann mal einer ernst und kümmerte sich um eine Begleitung für uns. Dieser kannte zwar keinen SIM-Laden, aber er fuhr uns zum Bahnhof, damit wir Zugtickets kaufen konnten, und am Markt vorbei, um Brot, Bananen, Mandarinen und Wasser für die lange Zugfahrt zu besorgen.

Samosas und Pommes gab es zum Abendessen, ein Mann fischte sie auf dem Markt gerade aus der riesigen Fettpfanne und füllte sie uns in eine Zeitungstüte.

In Anbetracht dessen, dass man sich nicht sonderlich auf die Pünktlichkeit der Polizei verlassen konnte, befürchteten wir unseren Zug am nächsten Tag nicht rechtzeitig zu erreichen. Damit beschäftigten wir uns dann, wenn es nötig wäre, erstmal mussten wir uns warm kuscheln....... Brrrrr

 

Zur Eklärung: Ein NOC ( No Objection Certificate ) erlaubt uns, in der Region Baluchistan zu reisen und stellt sicher, dass wir offiziell als Touristen im Land registriert sind. Ohne dieses Dokument darf niemand aus Quetta ausreisen, egal ob von Osten oder Westen kommend.

( H ) Zum ersten Mal hatten wir das Gefühl, dass die Polizisten hier in Quetta auch professionell sein können! Eine halbe Stunde zu früh standen vier vollausgerüstete, gut gelaunte Begleiter an der Rezeption und freuten sich über uns. Es wurden Selfies geschossen, Freundlichkeiten ausgetauscht und wir mussten alle drei mitsamt unserem Gepäck in ein Qinqi einsteigen ( Tschintschi gesprochen, aus dem Chinesischen, also ein TukTuk ), die Männer fuhren auf Motorrädern neben und vor uns her. Sehr witzig :-)

Am Bahnhof durchliefen wir ebenfalls eine kleine Prozedur mit der Bahnhofsaufsicht und wir durften nicht wie alle anderen am Bahnsteig stehen und warten, sondern in einem kleinen Kabuff sitzen. Kurz vor Abfahrt wurden wir von einem Polizisten zu unserem Abteil begleitet und mit Adleraugen bei jedem Gang durch den Zug beobachtet. Immerhin waren wir noch bis zum Abend in der Provinz Baluchistan und solange ist er verantwortlich für das, was uns passieren könnte.

Das Abteil teilten wir uns mit drei sehr freundlichen jungen Männern, die alle das typische Gewand trugen. Sie berichteten uns, dass sie sonst immer nach Lahore fliegen oder mit dem Bus fahren und jetzt froh sind, den Zug genommen zu haben, um uns kennenlernen zu können. Außerdem erzählten sie uns viel über die Traditionen ihrer Region und luden uns ständig ein. Wir hatten gar keine Chance, irgendetwas selber zu bezahlen: Essen im Zug und am Bahnsteig, Tee und Obst. Sie waren irre gastfreundlich und wir freuten uns sehr darüber, dass wir mit ihnen eine angenehme Zugfahrt hatten, zumindest bis Lahore. Dort verabschiedeten wir uns herzlich und wünschten alles Gute.

( H ) Nils und ich mussten noch weitere 6 Stunden im Zug bis nach Islamabad aushalten. Die zogen sich wie Kaugummi, wir wollten nicht mehr sitzen, nicht mehr liegen und landschaftlich hatte sich schon lange nicht mehr soviel verändert. Im Gegenteil, überall lag Plastikmüll und es war ein ernüchternder Anblick im Hinblick auf Umweltschutzmaßnahmen. Als ich unseren Müll in einer Tüte entsorgen wollte, fand ich im ganzen Zug keinen einzigen Mülleimer. Ein Mann stand an der offenen Tür, nahm mir meine Tüte ab und warf sie in hohem Bogen mit den Worten "Its no problem!" hinaus!!

Nach 31 Stunden im Zug sahen wir endlich den Bahnhof von Islamabad. bzw. den von Rawalpindi, denn Islamabad hat keinen eigenen Bahnhof. Es ist üblich, dass man sofort ein paar Fahrer vor der Nase hat die fragen, wohin man will und das sie den besten Preis machen. Wir entschieden uns für einen älteren Mann im pakistanischen Gewand, einer Mütze und typischem langem Bart. Er zeigte uns auf dem Weg ein paar wichtige Gebäude und erzählte uns dann von sich und seiner Familie; er hat eine Enkeltochter, die er über alles liebt und nun sein ganzer Lebensinhalt sei. Herzlicher Abschied am Hostel und ein Selfie :-)

Vor uns stand ein großer rundgebauter Wohnkomplex und wir wussten nicht so recht, wo wir anfangen sollten zu suchen. Da kam uns eine junge Frau entgegen, die, wie sich im Gespräch herausstellte, zufällig die Tochter derer war, die im Haus für die Hostelbesucher kocht. So auch für uns heute Abend. Anstatt zuerst ins Hostel, führte die Tochter uns erstmal an den schon fast gedeckten Tisch ihrer Mutter. Wir mussten uns hinsetzen und durften uns nicht mehr bewegen, kulinarische Köstlichkeiten wurden aufgetischt und unsere Mägen jubelten: So etwas wie Spinat mit kleinen Kartoffeln, Raita (eine Art Joghurtdressing, gewürzt, aber nicht scharf), Gurkensalat, Gemüse-Reis, Hühnchen-Curry, gebackener Fisch, Fladenbrot und verschiedene Soßen.

Gut, das Ganze kostete dann doch 1000 Rupees, aber die waren es allemal wert! Wir verabredeten uns schon fürs Frühstück am nächsten Tag.

Nach dem Besuch der Toilette fragte ich mich jedoch wieder mal, wie so eine gutaussehende, geschmackvoll gekleidete junge Frau mit so einem Badezimmer glücklich sein kann. Überall hieng der Schimmel, das Klo wurde seit Wochen nicht geputzt und es war unordentlich. Da fehlt es irgendwie an Feingefühl oder es braucht einen anderen Reinlichkeitssinn.

( H ) Nachdem sich das Backpackers Hostel als reine Einnahmequelle des Besitzers und nicht als Wohlfühlunterkunft entpuppte, checkten wir wieder aus. Außerdem lag es sehr weit ausserhalb der Stadt und wir müssten immer wieder Fahrten bezahlen. Als ich dem Angestellten das verdreckte und lange nicht geputzte Klo zeigte, meinte er nur "Its clean!" und es sagte alles aus. So hieß das Hotel, dass wir die nächsten Tage bewohnen sollten, Jasmine Inn und war gut gelegen. Es stellte sich heraus, dass drumherum die Namensgeber wuchsen: Jasminbäume, die so herrlich dufteten, dass ich an einem Abendspaziergang mal lange unter einem stehenblieb und nur den herrlichen Duft einsaugte :-)

Hier blieben wir also zum gleichen Preis wie im Hostel und trafen auf sehr freundliche und interessierte Menschen. Die Dusche funktionierte, das Klo war sauber, das Bett frisch und die Matratze zum nicht-wieder-aufstehen-wollen. Im Erdgeschoss fanden wir ein tolles Restaurant mit Namen "Tandoori" und einer unglaublich tollen Hühnchen-Gemüse-Lasagne für mich und ein Lammgericht für Nils. Zum Nachtisch gabs ein Tuttifrutti Eis und für mich den versprochenen Schokoladeneisbecher :-)

"Wenn Du es durch Baluchistan geschafft hast, bekommst Du ein riiiiiiiesengroßes Schokoladeneis von mir!"

( H ) Dieser Freitag stand ganz im Zeichen der alten Buddhastätten Dharmarajika, Sirkap und des Buddhamuseums in Taxila. Mit einem Fahrer fuhren wir zur 35km entfernten alten Buddha-Stadt Dharmarajika, die zum Weltkuluturerbe der UNESCO zählt. Hier steht man vor einer riesigen Stupa im Zentrum der Stadt, aussenherum die Begrenzungen der Häuser und immer wieder noch erkennbare Figuren und Götter dieser Religion. Die großen Füße des Buddha sind hinter Gitter zu sehen. Auch einen Boo Baum bestaunten wir, es sind die ältesten Bäume in Pakistan und Indien. Im Museum sahen wir originale Buddhastatuen, in Stein gezeichnete und gearbeitete Ausschnitte des Lebens Gautama Buddhas. Außerdem alltägliche Dinge wie Tontassen, Krüge, Schalen, Handwerkszeug und Spielsachen. Ein sehr schöner Einblick in die Geschichte und die Erkenntnis, wie weit die Menschen in ihrer Entwicklung, in ihrer Religion waren. Wir luden unseren Fahrer zum Essen ins Dreamland Restaurant ein und es gab wieder Köstlichkeiten zu geniessen: Gewürztes Fladenbrot, Gemüse-Reis, Chicken Tikka ( gegrillte Hähnchenschenkel ) und Salat. Während wir so zusammen am Tisch saßen, erzählte uns unser Chauffeur, dass er fünf Kinder hat, die teilweise in die Schule gehen oder in den Kindergarten und das es ihm Zuhause nicht langweilig wird.

Um ca. 17h stiegen wir vor dem Hotel aus dem Auto und arbeiteten den Rest des Abends wieder mal am Blog ;-)

( H ) Es schien ein Ding der Unmöglichkeit zu sein, in Pakistan eine SIM Karte zu kaufen, sowie in unmittelbarer Nähe von Geschäften einen Geldautomaten zu finden. Wir erfuhren, da Islamabad in Quadrate und dadurch in Sektoren eingeteilt ist, dass wir in die BlueArea müssen, um an Geld zu kommen. Nach Fragerei und Sucherei durfte dies dann auch möglich sein. Im ersten Handyladen wurden wir einen Block weiter geschickt, weil die nur für Einheimische SIM Karten ausgeben dürfen. Im Block weiter, direkt bei "Ufone", erklärte man uns, dass dies eine Zweigstelle ist und wir nur über die Hauptstelle irgendwo in der Stadt und einen Antrag eine Karte bekommen würden. Da wir heute noch was sehen wollten, ließen wir den Traum vom Wlan-abhängigen Internet platzen und fuhren zum Monument der Stadt. Alleine die Fahrt war es wert, es ist Samstag und anscheinend hat die halbe Stadt vor, gerade heute einen Monuments-Ausflug zu starten. Ganze Schulklassen in Großraumbussen reisten an. Die Straße durch einen Laubwald zum Monument war voller Menschen, Autos, TschiTschings, Bussen und Fahrrädern. Trotzdem wollten wir es auch sehen und es ist tatsächlich imposant. In die vier nach innen geneigten Spitzen, die wie Blüten aussehen, sind die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Pakistans zu sehen. Auf dem Gelände ist auch ein Museum. Es gibt hier einen Artikel in Wikipedia, allerdings nur in Englisch.

"Das Pakistan Monument ist ein nationales Denkmal und ein Heimatmuseum in den westlichen Shakarparian Hills in Islamabad, Pakistan. Das Denkmal wurde errichtet, um die Einheit des pakistanischen Volkes zu symbolisieren. Es ist den Menschen in Pakistan gewidmet, die ihr "Heute" für ein besseres "Morgen" geopfert haben." Quelle: Wikipedia

Wir haben einen tollen Blick über die Stadt und die angrenzenden Berge, aber bald genug von den vielen Menschen und zeigten unserem Tschintschi-Fahrer, dass wir gerne noch zum Rawal lake am Stadtrand fahren wollten, dort verabschiedeten wir uns von ihm. Leider war es hier alles andere als spannend oder erholsam. Es war ein großer "Park" mit Wiesen, ein paar Fußwegen in Richtung See, ein paar Bänken, einem kleinen Vergnügungspark für Kinder und einem Vogelpark. Da wollte ich rein, weil ich auf den Fotos Schildkröten gesehen hatte :-) Aber die verkrochen sich bei all den bunten und weißen Pfauen, Flamingos, einem Strauß, Pelikane und anderem kleinen Getier......

Der See ist schön anzusehen, aber es fehlt halt wie bei vielem einfach die Atmosphäre und die wenige Anzahl von Menschen.

Zurück im Hotel und nach einem feinen Essen in unserem Tandoori rafften wir uns später nochmal auf, um zur beleuchteten Faisal-Moschee zu fahren. Dort machte ich die unschöne Erfahrung eines Ansturms von pakistanischen Frauen und Mädchen, die anscheinend noch nie einen europäischen Menschen gesehen haben. Ich saß auf einer Treppe und wartete auf Nils, als ungefähr 10 Mädchen und Frauen zu mir stürmten, um mich herum standen und von oben auf mich starrten, kicherten und in fremder Sprache mit mir redeten. Es fühlte sich sehr bedrängend an und ich stand auf und versuchte zu erklären, dass ich nichts verstand. Sie gingen lachend und kichernd weg und ich setzte mich woanders hin. Da kamen wieder ein paar Mädchen und wollten Selfies mit mir machen, ich verneinte; ich fühlte mich wie ein Affe im Zoo. Es war sehr befremdlich und distanzlos für mich und ich war froh, als Nils auftauchte und ich abhauen konnte.

( N ) Wir kommen zum wichtigsten Act des Pakistan Aufenthaltes: Das standesgemäße Einfahren des Fussball-Länderpunktes. Für ein Land mit über 200 Millionen Einwohnern ist Pakistan ein regelrechter Fussball Zwerg, so teilt man sich in der aktuellen 211 Verbände umfassenden FIFA Weltrangliste zusammen mit der kleinen Karibik Insel Aruba Platz 201, knapp hinter solch Hochkarätern wie Gibraltar, Guam ,Osttimor oder den Seychellen. Auf dem asiatischen Kontinent ist nur Sri Lanka noch schlechter platziert, in der aktuellen Qualifikation für die WM2022 in Katar musste man sich in der 1.Runde Kambodscha geschlagen geben. In Pakistan regiert Cricket als die absolute Königsdiszplin, auch Hockey spielt man hier recht erfolgreich, für den heimischen Fussballsport interessiert sich hingegen kaum jemand......Ganz im Gegensatz zu mir, gilt es doch in jedem Land der Welt ein Spiel zu sehen. Die Vorzeichen standen nicht gut, auf Grund verbandsinterner Querelen fällt die landesweite Pakistan Premier League in diesem Jahr aus. Wenige Wochen vorher konnte ich dann herausfinden, dass im November der "ufone Khyber Pakhtunkwa Football Cup 2019" mit Finale am 22.11. stattfindet. Die Freude währte allerdings nicht lange,da die Berichterstattung über den Wettbewerb abrupt abbrach und nähere Recherchen ergaben,dass der Wettbewerb abgesagt wurde. So hatte ich mich bereits damit abgefunden das es nix wird mit meinem vorletzten fehlenden Länderpunkt in Asien und ich zum Fussball erneut anreisen muss. Am Donnerstag 21.11. kam dann völlig unerwartet doch noch die Kehrtwende: Wir lümmelten abends in unserem Hotelzimmer in Islamabad rum, als mir mein Kontaktmann Umer aus Lahore ( Vielen Dank an Olli Leisner für die Kontaktvermittlung! ) die freudige Mitteilung schickte, dass die Peshawar Football League 2019 gestartet sei. Den kompletten Spielplan gab es gleich dazu und so war die Freude meinerseits groß und ein Ausflug in die Nachbarprovinz Khyber Pakhtunkwa wurde für Sonntag geplant.

 

So ging es Dank eines Tips des Rezeptionisten im komfortabelen Mini-Van von Motorway Express, die ihre Haltestelle nur 100m von unserem Hotel am G8 Markaz entfernt hatten, in 2 1/2 Stunden für umgerechnet 4€ in die Hauptstadt der Paschtunen. Da Heide sich etwas von unserer Balochistan Durchquerung ausruhen wollte diesmal alleine. Die Fahrt über die Autobahn verlief zügig und unspektakulär, Highlights waren da noch die Überquerungen des Indus und des Kabul Rivers. In Peshawar (1,97 Mio EW, Hauptstadt von Khyber Pakhtunkwa) angekommen bot sich ein gänzlich anderes Stadtbild als in Islmabad: Obsthändler dominierten das Stadtbild, religiös gekleidete bärtige Paschtunen mit vollverschleierten Burka-Frauen wohin das Auge blickt, dazu alles deutlich ärmer und ranziger als in der Hauptstadt. Per Tschintschi ging es vom im Uni Viertel gegenüber der wunderschönen islamischen Fakulität gelegenen Endhaltestelle zum gegenüber des Forts gelegenen "Fort Continental Hotel". Für teure 38€ hatte ich mir hier ein 4* Hotel gegönnt....wohl allenfalls 4 pakistanische Sterne,aber für eine Nacht absolut in Ordnung und vom im 8.Stock gelegenen Restaurant aus hat man einen tollen Blick auf das Peshawar Fort. Nach kurzer Siesta ging es zu Fuss durch verwinkelte Gassen in denen reges Treiben und Handeln herrschte zum nur 10 Fussminuten entfernten Tehmas Khan Football Stadium. Shinwari Storee v Agriculture FC lautete die heutige 15 Uhr Paarung, die mir meinen 178. FIFA Länderpunkt ( 1x Asien1x Ozeanien,11x Karibik und 20x Afrika fehlen somit noch) einbringen sollte. Bei freiem Eintritt gönnten sich etwa 400 weitere Besucher diesen Spielbesuch, für das leibliche Wohl wurde mit pikant gewürzten Pommes und Masala Tee Bestens gesorgt, auf Bratwurst und Bierchen muss man hier natürlich verzichten ;) Das Spiel endete 3:1 für Shinwari Storee, die das Turnier später auch gewinnen sollten. In der Halbzeitpause wurde ich als ausländischer Gast in den VIP Bereich geladen, wo dann etwas Small Talk,Hände schütteln, Fotos schiessen und Selfies machen folgten. Nach dem Spiel musste ich dann gar noch ein Interview geben. Die Einladung zum Abendessen musste ich dann allerdings ablehnen, da mir eher nach einem ruhigen Abend im Hotel war, wo der Länderpunkt dann beim köstlichen All you can eat Buffet im Hotel Restaurant beendet wurde. Länderpunkt im Sack :)

( N ) Beim morgendlichen Frühstück, wurde das Fort dann erstmal aus der Vogelperspektive im 8.Stock abgelichtet, eine Besichtigung von innen ist leider nicht möglich, da das Fort als Hauptquartier der Armee in Peshawar dient. So brachte mich ein Tschintschi durch den chaotischen Verkehr zum lokalen Busbahnhof. Für nen schmalen Taler erstand ich gleich beide Sitzer vorne neben dem Fahrer und erfreute mich im ansonsten pickepackevoll besetzten Minibus einem gewissen Mindestkomfort auf der 60km Fahrt nach Mardan. Zum Schleuderpreis von umgerechnet nichtmal 3€ konnte ich am dortigen Busbahnhof ein TschiTsching zur buddhistischen Ruinenstätte "Takht-i-Bahi" aushandeln: Im Preis enthalten insgesamt 35km Fahrtstrecke retour und eine Stunde Wartezeit.Wahnsinn, da schämt man sich ja schon fast. Vom Parkplatz aus geht es steil bergauf in die Berge,wo sich die Ruinen befinden. Im Gegensatz zu Taxila gibt es hier zwar kaum noch erhaltene Skulpturen,dafür ist erstaunlich viel von der ehemaligen in den Bergen geegenen Buddhisten Stadt erhalten. Durch die tolle Lage könnte man fast von einem pakistanischen Machu Picchu schwärmen ;-) Am höchsten Punkt traf ich dann gar auf einen Landsmann aus München, der geschäftlich in Pakistan weilte und sich einen Ausflug von Islamabad hierher gegönnt hatte. Zurück in Mardan erwischte ich recht schnell einen Minibus zurück in die Hauptstadt, welche ich pünktlich zum Abendessen erreichte.

( N ) Auf dem Weg zum Tagesendziel Lahore durfte es doch bitte noch eine Prise Kultur sein und so holte uns unser Fahrer Peter John-ein pakistanischer Christ-nach dem Frühstück am Hotel in Islamabad ab. Für die  km nach Rohtas benötigten wir gut  Stunden,nur unterbrochen durch einen vitalisierenden Stop an einem Saftstand in der Prärie. Der Verkehr unterwegs war recht abartig, die Strecke über 110km quasi ein komplett durchgehend bebauter Ballungsraum. Am Fort von Rohtas wurden die sich aufdringenden Guides gekonnt abgeschüttelt, da die Administration allerdings um das Wohlergehen ausländischer Besucher besorgt scheint, wurden wir während unserer Besichtigung der Unesco Welterbestätte komplett von einem Polizisten mit Maschinengewehr begleitet. Ob man Touristen dadurch ein Gefühl der Sicherheit oder eher der Bedrohung gibt,lassen wir mal dahingestellt ;) Die Außenmauern der Festung umfassen ein riesiges Areal, in dem auch das heutige Dorf Rohtas liegt. So fährt man zunächst mit dem Auto auch ein gutes Stück durch holprige Gassen innerhalb des Forts, ehe man die touristischen Ruinen erreicht. Von hier aus genoßen wir einen prächtigen Blick über die Umgebung. Als wir genug gesehen hatten fuhr uns Peter John weiter zum Daewoo Busterminal ins nicht weit entfernte Jhelum. Nach einem Snack in einem Fastfood Laden kauften wir 2 Tickets für den 16h30 Bus nach Lahore,jeweils 600 Rupie kostete der Spaß , die Fahrt zog sich wie ein Kaugummi und erst gegen 21h30 kamen wir in Lahore an. Der Daewoo Busterminal liegt 15km von der Altstadt entfernt und so ging es im Taxi auf die letzten Meter in unser gebuchtes Hotel Tourist inn. Nachdem wir uns vom Zimmerservice noch ein Abendmahl auf die Bude kommen ließen, ging es dann auch alsbald in die Falle.

( N ) Die Nacht im Hotel war super, ein schönes Zimmer,ein komfortabeles Bad und ein sauberes Bad mit funktionierendem Warmwasser. Perfekt.....wenn denn auch noch das Wifi funktioniert hätte. Da es für Ausländer eine Hürde darstellt in Pakistan eine SIM Karte zu erwerben hatten wir davon Abstand genommen und so war Wifi unentbehrlich. So wurde nach dem Frühstück ausgecheckt und 2km weiter im Al-Safina hotel Quartier bezogen. Auch hier hatten wir wieder ein schönes Zimmer und auch das Wlan funzte. Nur die Essensbestellung im Hotelrestaurant liess eine Ewigkeit auf sich warten. Immerhin schmeckte das pakistanische Essen auch hier gewohnt köstlich. Da die Zeit allerdings schon weit vorangeschritten war, verbrachten wir den restlichen Tag Filme guckender weise nur noch im Hotel.

( N ) Den heutigen Tag verbrachten wir mit einem Einheimischen. Lange hatte ich um meinen Fußball Länderpunkt Pakistan gebangt, war es doch gar nicht so einfach Ansetzungen herauszufinden. So wurden gleich mehrere Kanäle angezweigt und ich kam über meinen Kumpel Olli Leisner mit Umer in Kontakt, einem pakistanischen Fußballfunktionär aus Lahore. Umer bestand darauf uns seine Heimatstadt Lahore zu zeigen und so holte er uns nach dem Frühstück um 10 Uhr am Hotel ab. Gerne hätte uns Umer auch unsere komplette Zeit in Pakistan organisiert und gar bezahlt (!!!), was von mir allerdings dankend abgelehnt wurde. So war der Gute leider etwas in seiner Gastfreundschaft gekränkt und ließ dieses auch mehrfach durchblicken, wovon insbesondere meine freundin zunehmend genervt war. "Wenn er jetzt nochmal was sagt,kann er mich ja wieder am Hotel absetzen". so bringt der interkulturelle kontakt eben auch seine Probleme mit sich, dennoch hatten wir letztlich einen schönen und interessanten Tag zusammen :-) Das Sightseeing Programm startete mit dem Besuch der "Walled City", dem historischen Stadtkern Lahores um das Fort und die Badshahi Moschee. Die Moschee ist nach der Faizal Moschee in Islamabad die zweitgrößte des Landes. Sie ähnelt der Jama Moschee in Delhi,mit dem positiven Unterschied, dass hier kein Eintritt verlangt wird, quasi keine Touristen rumlaufen und man nicht von irgendwelchen Neppern und Schleppern belagert wird. Highlight unseres Besuches war, dass gerade eine pakistanische Hochzeitsgesellschaft da war und meine Freundin Fotos mit der Braut schießen durfte. Diese war übertrieben zauberhaft geschminkt und wirkte wie eine Märchenpuppe aus 1001 Nacht. Hochzeiten sind wie in den meisten muslimischen ländern auch in Pakistan eine große Sache, es wird jahrelang darauf hingespart und organisiert, bevor die Hochzeit stattfindet. Die Größe der Hochzeitsgesellschaft liegt dann je nach Vermögen, Größe und Bekanntheitsgrad der Familien zwischen 350 und 5.000 (!) Leuten. Auch das neben der Moschee gelegene Lahore Fort aus dem 11.Jahrhundert, welches zum Unesco Welterbe gehört wusste mit tollen Ausblicken zu überzeugen. Ebenso wussten u.A. der Spiegelsaal und einige Jahrhunderte Jahre alten gut erhaltenen Malereien zu begeistern. In Umers KFZ ging es komfortabel durch den Verkehrsdschungel weiter zum nächsten UNESCO Welterbe, den Shalmiar Gärten von Lahore. Auch diese wunderschön angelegten Gärten mit ihren tollen Bewässerungssystemen, bieten jedem Besucher eine wohltuende Oase mitten im Großstadtdschungel der nach Karachi zweitgrößten Metropole des Landes. Wir verließen die Altstadt und fuhren in die Neustadt von Lahore,wo man sich gleich wie in einer anderen welt fühlt. Dicke Autos lösen die tukTuks ab, gepflegte Restaurants und Malls die zahlreichen kleinen Läden und gestresste Geschäftsleute im Anzug Bettler und strassenhändler. In einer großen Mall stoppten wir zum Mittagessen. Bei der Einfahrt ins Parkhaus öffnete die security Motorhaube und Kofferraum,während der Unterboden gescannt wurde. Unvergessen sind die zahlreichen schweren Bombenanschläge unter denen Pakistan seit der US-Invasion von 2001 zu leiden hat. Die Sicherheitslage hat sich in den letzten Jahren zum Glück signifikant verbessert, dennoch kommt es zumindest in Unruheprovinzen wie Balochistan hin und wieder zu Bombenanschlägen. Typisch pakistanisch dinierte ich beim Burger King,während Heide&Umer KFC den Vorzug gaben. Soweit gestärkt wollte uns Umer nun den Fussball in seiner Heimat näherbringen. Der erste Stop war selbstverständlich das Punjab Stadium,welches neben dem Gaddafi Cricket Stadium und vielen anderen anlagen in der Sports City liegt. Die Tore waren offen und so betraten wir den heiligen Rasen,der allerdings in einem Zustand war,in dem selbst kühe nur unter Protest hier grasen würden. Weiter ging es nach Model Town,das schikste Viertel der 11,5Mio Einwohner Stadt. Was Umer uns erzählte kosten die Mieten hier in etwa dasselbe wie in Hamburg oder München, während gleichzeitig viele Menschen in der Stadt mit unter 50$ im Monat auskommen müssen. Soviel zur sozialen Gleichheit in der Stadt. In der schicken Football Academy des Model Town FC begrüßte uns der Direktor freundlich zum Tee in seinem Büro. Erwähnenswert noch,das es diesmal einen "besonderen "Tee gab. Der gute Mann war schon mehrfach in Deutschland und liebt diesen Instant Zironeneistee, den es in deutschen Supermärkten in der Plastikdose gibt über alles. So zeigte er uns einen vollen Schrank mit doseneistee, jedermann der nach Deutschland reist,bittet er ihm ein paar Dosen mitzubringen. Sachen gibt´s :D Der hiessige Ground befindet sich in einem Top Zustand,zahlreiche Teams trainieren hier, von den Bambinis bis zu den Senioren und man nimmt an Tunieren im ausland teil oder veranstaltet Reisen in die Emirate. Hier vor den Ball zu treten können sich nur die Eliten leisten, so sind u.a. gar Trainer aus Brasilien und Nigeria hier hauptberuflich engagiert. Nachdem uns Sporttaschen mit Trikots und Trainingsjacken überreicht wurden ging die Reise weiter zum Lahore FC, dem ältesten Fussballverein der Stadt, welcher schon zur Kolonialzeit gegründet wurde. Neben Umer sind hier auch zahlreiche ehemalige Spieler und bekannte Funktionäre Mitglied. Im Gegensatz zum hippen Model Town FC ist ihnen der LFC eine Herzensangelegenheit. Man trifft sich zum gemeinsamen Plausch im klubhaus, die Atmosphäre ist familiär und man wirft Geld zusammen,damit auch hier sozial schwache Jugendliche vor die Kugel treten können. Bei Keksen und Kaffee, den ein Jugendspieler extra für uns mit dem Roller von einer Filiale holte hielten wir uns auch hier eine Weile auf und bekamen Trikots geschenkt, bevor es durch mittlerweile fürcherlichen Feierabendverkehr zurück in die Altstadt. Auf der Dachterasse mit Blick auf die Moschee lud umer uns zum Abendessen ein, wo es bei schönem Ambiente am letzten abend in Pakistan nochmal köstliche,würzige Speisen gab. Allgemein bestand Umer darauf alles zu bezahlen, da es die Tradition so gebietet. Nach dem essen erreichten wir nach einem letztlich doch langen tag unser Hotel und fielen müde ins Bett. Vielen Dank an Umer für die Gastfreundschaft und den interessanten Tag in Lahore :)

"Namaste, Indien"

( H ) Freitag, 29.11.

Um 12 Uhr checken wir aus dem schönen Al-Safina Hotel aus und fanden ein TukTuk ( genau, in Indien heißen die überdachten Dreirad-Roller jetzt nicht mehr Tschintschi ) für 500 Rupees zur Grenze. Die Grenzstation war noch nicht direkt in Sicht, aber der Fahrer meinte, er dürfe nicht weiterfahren. Da wir nur noch 200 Rupees in der Tasche hatten, also praktisch gar nichts, schulterten wir unser Gepäck und liefen los. Es war eine breite Straße, in der Mitte mit Bäumen bepflanzt und alle 50 Meter stand ein Tisch mitten im Weg, darauf ein Telefon, dessen Kabel notdürftig am Mast befestigt und angeschlossen war. Zwei Uniformierte ohne Gewehr wollten unsere Pässe sehen und ohne darauf zu achten, dass wir schweres Gepäck schleppten, einen Plausch mit uns halten.

In der Grenzstation ist es aussergewöhnlich ruhig, trotzdem nervt diese Ausfüllerei von Dokumenten enorm. Wir konnten selber bestimmen, wie schnell wir das erledigt haben wollten, nur am Röntgenkasten für Gepäck wurden wir aufgehalten, weil sich niemand dafür verantwortlich fühlte.

Die Einreise nach Indien war sehr spannend, da wir zu Fuß durch die pakistanischen wie indischen Tribünen liefen, die für die nennenswerte Wagah Border Ceremony bekannt sind.

Es ist übrigens der einzige Grenzübergang zwischen den beiden riesigen Ländern. Am Ende empfängt uns ein Inder, der anweist, in den Bus einzusteigen, der die Ankömmlinge zum Parkplatz fährt, von wo aus man dann freigelassen wird. Es ist ein riesiges Areal!

Nils besitzt aus Erfahrung ein echtes Talent zum Handeln, so kommen wir für einen angemessenen Preis mit einem Taxi in die Stadt. Nun stellten wir fest, dass wir einen bösen Fehler gemacht haben: Wir haben vergessen, die Adresse und Telefonnummer des Hotels aufzuschreiben bzw. abzufotografieren, so wie wir es immer machen :-((

Nach lautstarkem Schimpfen über uns selber, die gemachte Erfahrung meinerseits von indischen Analphabeten und einem freundlichen Mann, der uns mit einem TukTuk Fahrer half, kamen wir wirklich am Nutz Backpackers Hostel an.

Der Anblick dieser hässlichen, stinkenden, dreckigen Stadt Amritsar verschlug mir wortwörtlich den Atem. Man läuft eigentlich die ganze Zeit in den engen Gassen nur über Müll. Plastik, Fäkalien, Essensreste und alles andere scheint auf der Straße zu landen und ich wollte mich gar nicht umschauen, weil ich damit beschäftigt war darauf zu achten, wohin ich trete. Wieder einmal ein großer Tag für die DANKBARKEIT darüber, dass ich in Deutschland geboren wurde ....

Der Goldene Tempel von Amritsar ist trotz allem eine Wucht: Das Heiligtum der Sikhs muss man im Dunkeln in seiner ganzen Pracht gesehen haben. Zu Hunderten strömen die Menschen auf das Gelände, auch am Tag ist es rammelvoll. Zu Essen gabs nur noch ein Sandwich bei Subway.

( H ) Ich wurde wieder mal mit einem Frühstück verwöhnt, das Nils von der Straße herbeizauberte: So ein Fladenbrot, nur härter und dünner und mit Gewürzen drin, Eier, Kekse und Saft. Wir gingen nochmal zum Goldenen Tempel mit dem Vorhaben, eine SIM Card und Verpflegung für heute zu kaufen. Einen Laden für SIM Cards scheint es nirgendwo zu geben und als Verpflegung gab es wieder ein Sandwich für uns, außerdem belgische Waffeln. Ich war nicht gut drauf und dachte immer wieder, wenn DAS Indien sein soll, dann weiß ich 1. nicht, wie die Welt und 2. nicht, wie ICH das überleben könnte. Ich verstand jetzt den Hinweis von Nils im Iran, als ich meinte, das ist ganz schön dreckig hier: "Warte mal ab, bis wir in Indien sind!" Meine Ekelgrenze liegt ziemlich hoch, zumindest dachte ich das immer, aber seit der Durchquerung von Baluchistan konnten wir den Dreck nicht abwaschen, er war jeden Tag wieder da. In Pakistan kam dann langsam noch der Ekel dazu und Indien ist für mich der Abschuss.

Um 14h gings mit dem Backpackers-TukTuk wieder zur Grenze, diesmal um der berühmt-berüchtigten Zeremonie beider Länder beizuwohnen. Sie nennen es Wachablösung, aber es ist eine einzige witzige Show! Zuerst passiert gar nicht so viel, nur ein Uniformierter heizt die Menge ein, in dem er herumspringt und in sein Mikrofon plärrt. Dann kommen Fahnenschwenker und eine Horde an Kindern und Erwachsenen, die einfach nur zur megalauten Musik abtanzen und sich an irgendwas erfreuen. Auch das indische Publikum gröhlt, klatscht und feiert wie beim besten Konzert der Welt. Da wir in dem Tribünen-Bereich für Ausländer saßen, konnte ich einige Europäer ausmachen, deren Gesichter auch eine eher verhaltene Skepsis verrieten :-)

Von der pakistanischen Seite bekommt man nicht soviel mit, man kann zwar über die Grenze schauen, aber außer einem einbeinigen Tänzer, der sich mit einer Fahne die ganze Zeit um sich selber dreht und dabei seinen Rock schwingen lässt, sieht man nicht viel.

Der offizielle Teil wird untermalt mit indischer Marschmusik und einem langgezogenen gesprochenen Ton. Die Grenztore werden geöffnet und nacheinander laufen jeweils zwei Uniformierte beider Länder aufeinander zu und zeigen sich an der Linie die Fäuste, heben ihre Beine schrecklich weit nach oben und kräuseln sich den Schnurrbart. Wir vermuten, dass das wohl eine Geste des Machtkampfes ist. Die Zeremonie ist beendet, sobald beide Fahnen stückchenweise den Boden berühren und wieder laute Musik ertönt.

Nach über einer Stunde fuhren wir fast schon im Dunkeln wieder zurück nach Amritsar. Nils holte sich Momos von der Straße, ich probierte eine und aß noch Toast mit Ei.

Eine SIM Card und ein Adapter für die Steckdose wurden heute Abend auch nicht mehr gefunden.

( H ) 1. Advent

So gemütlich wie es eben ging frühstückten wir wieder unseren Toast mit Ei, Saft, Bananen und Mandarinen. Es ist halt alles so halbherzig gemacht, der Wasserkocher geht nicht, die Dusche versprüht Wasser in alle Richtungen, nur nicht nach unten und die Betten sind bretthart. Heute gehts nach Dharamsala und wir versprechen uns beide mehr davon: Mehr saubere Luft, mehr Ruhe, mehr Wohlbefinden. Gegen 11h fuhr uns das TukTuk zum Busbahnhof und wider Erwarten fanden wir schnell unseren Bus. Meinen Rucksack in den Kofferraum, andere Rucksäcke mit zu uns nach vorne, direkt hinter dem Fahrer besetzten wir drei Plätze. Die Plätze sind für Inder ausgerichtet, nicht für uns, und so haben wir genug Platz, um die nächsten 6-7 Stunden hier zu verbringen. Während der Fahrt und dem Blick nach draußen dachte ich an Advent und das ich davon gar nichts mitbekomme. Von Andreas und anderen Erzählungen weiß ich, dass im Süden Indiens viele Christen leben, nur leider kommen wir da nicht hin ( siehe auch Schönstatt-Bewegung! ). Da es dort zu wenig Tannen gibt, habe ich gelesen, werden schon mal die Bananenpalmen weihnachtlich geschmückt. Ich beschloss, mich mit inidschen Adventsgeschichten zu beschäftigen, eine für Freunde aufzunehmen und zu verschicken.

Die Menschen wechselten immer wieder den Bus, wir waren die einzigen, die bis Dharamsala durchfuhren.

Wir stiegen dort etwas gerädert aus und wollten ein Taxi suchen. Da wir vor einem Hotel standen, fragte ich dort an der Rezeption, wie wir zu unserem gebuchten Hotel kommen könnten. "Ohhhh, thats a long way, about 15km from here!" Na toll, in den Bergen, so ganz ab vom Schuss, wollten wir nun auch nicht wohnen. Also blieben wir hier :-))

Da es in Indien keine Heizungen gibt und es leider gerade Winter ist, froren wir wie wahnsinnig im Zimmer. Es ist anders als bei uns im Winter, eher so klamm-kalt, und das ist sehr ungemütlich, erinnerte mich aber sehr an Nepal. Da wir die Dusche mal wieder nicht zum Laufen brachten, half nur sich warm anzuziehen und unter die Bettdecke zu kuscheln. Als es erträglicher war, aßen wir noch was: Für mich gabs Nudeln, für Nils ein Gericht aus Kaschmir mit Brot. War fein :-))

Dann galt meine Aufmerksamkeit meinem Vorhaben und ich verschickte die Weihnachtsgeschichte von der Pappmachee-Kugel Patra, die in Indien hergestellt und nach Deutschland verschickt wird :-) Schöner 1. Advent.

( H ) Wir freuten uns beide sehr auf den heutigen Tag, wir haben uns einen Roller gemietet und fuhren nach dem Eier-und-Toast-Frühstück in die Berge hinauf. Wir liegen hier auf ca. 1500m und der Tempel des Dalai Lama in McLeod Ganj

( McLeod Ganj ist ein Vorort von Dharamshala in Kangra im indischen Himachal Pradesh. Es ist bekannt als "Little Lhasa" oder "Dhasa" wegen seiner großen Population von Tibetern. Die tibetische Exilregierung hat ihren Hauptsitz in McLeod Ganj. ) Wikipedia, Englisch!

auf ca. 2000m. Die Fahrt alleine war schon spektakulär, steile schmale Straßen mit Serpentinen durch die Stadt, immer wieder weite Ausblicke über das Land bzw. auf den schneebedeckten Berg direkt vor uns. Manchmal nicht so mein Fall, wo mir doch bei Bergen nicht unbedingt das Herz aufgeht :-)

Wir genossen die Ruhe im schlichten Tempel und bestaunten die Räume, die mit Malereien und bunten Tangkas geschmückt und behangen waren. Wir schlendern durch den Ort, in dem man durchaus dem ein oder anderen Europäer begegnet. Insgesamt gefällt uns die Atmosphäre sehr und ich fühle mich, als ob ich nicht mehr in Indien wäre. Eine Spinat-Quiche und ein Stück Apfelkuchen, ein Kaffee und ein frischer Orangensaft gehen immer und wir fuhren weiter zur "St.John in the Wilderness", einer Kirche mit christlichen Gräbern von Missionaren mitten im Wald. Von da ist der Dal lake nicht mehr weit und ich sehe dort zum ersten Mal Affen in freier Natur :-)

Die Wege sind nicht weit und nach ca. 20 Minuten parkten wir den Roller im Dorf nahe des Wasserfalls. Zu dem muss man erst noch hochlaufen, aber die Aussicht ist wunderschön!

Es wird schon dunkel und vorallem sehr kalt, als wir Richtung Hotel fahren. Dort auf der Dachterrasse haben wir noch einen gigantischen Blick auf die Berge, die von der untergehenden Sonne rosa angestrahlt werden. Die Adler fliegen ihre Kreise über den Wäldern und wir sind rundum zufrieden mit unserem Tag!

( N ) Der frühe Vogel fängt den Wurm,so sagt man. Da ich mir heute was vorgenommen hatte, schellte der Wecker somit in aller Herrgottsfrühe, um mit dem tollen Sonnenaufgang über den Bergen in den Tag zu starten. Nach ner heissen Dusche und nem leckeren Frühstück verabschiedete ich mich von meinem Schatz, die das Bergwandern nicht mag, das lange Schlafen dafür um so mehr ;-) Mit dem gemieteten Scooter ging es erneut die Serpentinen hinauf und über Mc Leod Ganj bis ins Dörfchen Damarkant, wo die asphaltierte Strasse endet. Von hier aus führt eine raue Stein&Schotterpiste hinauf bis zum Galu Tempel, wo der Aufstieg zum Triund ( Link in Englisch) startet. Die Meinungen am Taxistand in Damarkant gingen zwischen "impossible" und "you can do it, but drive slowly" auseinander.  Nun ja, probieren geht über studieren und so ging es mit dem Scooter weiter: Harter Tobak das Ganze, es hat zwar ohne platten Reifen und Sturz geklappt, aber weiterempfehlen würde ich das Ganze absolut nicht. Ich war jedenfalls heilfroh ,als ich ohne Schäden oben angekommen und nachmittags wieder unten war. Oben angekommen gab es erstmal nen Tee und etwas Wegzehrung wurde gekauft. Am Start des Aufstiegs muss man sich registrieren, man sollte hier unbedingt anders als ich den Pass dabei haben, so bedurfte es etwas Überredungskunst, bis der freundliche Polizist eine Ausnahme machte und mich weitergehen liess. Durch schöne Landschaft mit tollen Blicken auf Mc Leod Ganj und Dharamsala führt der Trek hinauf auf den Triund. Die Strecke ist teilweise steil, aber nicht anspruchsvoll, nur das letzte Stück war etwas vereist. Ich benötigte gut 2 1/2 Stunden und wurde mit tollen Blicken auf den Himmalaya belohnt. Die Zeit auf den Gipfeln wurde mit einem Picknick und Sonnenbaden genossen, bevor es zurück ins Tal ging. Nachdem auch die Huckelpiste zurück ins Dorf schadlos überstanden war und ein Fotostop an der tibetischen Exilregierung eingebaut wurde, war ich rechtzeitig zurück im Hotel, um mir zusammen mit meiner Maus einen tollen Sonnenuntergang vom Hoteldach aus anzusehen. Wunderschöner Tag :-)

( H ) Da wir nun alles gesehen und genossen hatten, verbrachten wir noch einen ruhigen sonnigen Tag in Dharamsala, bevor wir abends mit dem Nachtbus in ca. 10 Stunden nach Delhi fuhren. Gepäck bis Abends im Hotel deponiert, fuhren wir mit dem Roller zum Cricketstadion, dass eine wunderschöne Lage zeigt: Mit Blick auf die schneebedeckten Berge! Wir schauten dem Training zu und versuchten uns zu erinnern, was uns Umer zu den Regeln dieses undurchsichtigen Spiels in Pakistan erzählt hat. Ich weiß nur noch, dass Bälle geworfen und gefangen werden müssen und das das Spiel stundenlang dauern kann. Sorry. Im Link wird es für Neugierige erklärt, habe ihn noch nicht ausführlich gelesen......

Auch "unser" Cafe in McLeod Ganj sieht uns wieder, diesmal saßen wir mit Quiche und einem Schokoladenkuchen in der Sonne. Auf dem Rückweg sahen wir wieder allerhand Getier, von Affen über Kühe bis Adler, die ihre riesigen Schwingen durch die Lüfte zogen.

Es gab im Hotelrestaurant Dal im "Eimerchen" für Nils und chinesische Nudeln für mich, dazu Garlic Naan ( Knoblauchbrot ). Ausgeruht bestiegen wir den Nachtbus, der auch einigermaßen komfortabel war. Trotzdem: Wir stellen fest, dass wir zu alt sind für solche Fahrten und unausgeruhte Nächte, um am nächsten Tag voller Energie zu sein :-))

( H ) Nils hatte mich ja schon vorgewarnt, dass Delhi eine hässliche dreckige Stadt sei, aber sie nun selber zu sehen, ist anders. Wir kamen um ca. 6h früh mit dem Nachtbus an, Nils hat nicht so gut geschlafen und ich wurde auch immer wieder mal wach. Delhi lag trotz der Nachtruhe im dicken Smogdunst und auf dem Weg von der Bushaltestelle zur Metrostation begegneten uns die Nachtschwärmer, die nicht Schlafenden, die Obdachlosen, die Vergessenen der Stadt, es stank furchtbar nach allem Möglichem, Essensabfälle, Urin, Abwasser. Ein paar Autos und TukTuks fuhren umher, an der Metrostation gingen auch ein paar normale Menschen und unsere große Aufgabe war nun, ein Hotel zu finden, in dem man morgens um 6:30h einchecken kann. In der Hotelstraße haben sie vergessen, die Müllabfuhr oder mindestens die Straßenkehrer hinzuschicken. Ich befürchtete, dass wird nie gemacht. Mit dem Aman Hotel wussten wir zwar nicht, auf was wir uns einliessen, aber wir durften ins Zimmer. Und haben erstmal noch ein paar Stunden geschlafen.

Wir haben es heute auf die Reihe gekriegt, unsere Wäsche abzugeben und eine indische SIM Karte zu kaufen. Das alleine dauerte fast ne Stunde, wobei Nils schon in den ersten 5 Minuten den Gitter-Aufhänger über dem Geschäft übersah und dieser auf meinen Kopf krachte, an mir vorbei Kopfhörer, Handyhüllen und sonstiges Kleinkartoniertes. Die Geschäfte sind halt nix für große Europäer ;-) Nils wollte wieder gehen, ich meinte, bei der kaufen wir jetzt erst recht. Wer weiß, wo die nächste SIM Karte Verkaufsstelle zu finden ist.....

Wir fanden auch wieder kulinarische Köstlichkeiten in einem Hotelrestaurant mit rötlich angestrahlten Spiegeln und Sofas. Nein, wir haben uns nicht vertan, es war wirklich ein Restaurant und wir aßen chinesische Nudeln und Mushroom Tikka ( Champignons mit scharfer Panade, gegrillt ), tranken Kingfisher ( Bier ) und Mineralwasser.

Anmerkung: Seit Wochen das erste Bier für Nils, abgesehen vom schwarz verkauftem Bier im eingesperrten Hotel von Quetta  :-)

( H ) Nikolaus :-) 

Also im Schuh hatte ich heute nix, aber wie ich feststellte, ist das hier auch nicht der Brauch :-)) Schade. Stattdessen gabs bunte Gemälde im Treppenhaus des Bahnhofs, wo wir im ersten Stock das "Office for international foreigners" fanden und unsere Zugfahrten für die nächsten Ziele buchten. Dies war wieder eine umständliche Prozedur: Nummer ziehen, einen Antrag zu jeder Zugfahrt ausfüllen mit allem Drum und Dran, zum Schalter zu jemandem, der nur nachschaut, ob die Züge buchbar sind, zu jemand anderem geschickt werden, sobald etwas nicht möglich ist, bei dem aber auch erstmal warten, dann die Bestätigung bzw. eine Alternative von ihm geben lassen, wieder zurück zum anderen, diesmal ohne neue Nummer, und die Züge buchen und bezahlen. Bei Bezahlvorgang mit Kreditkarte wird jede einzelne Bahnfahrt abgerechnet, bei vier Tickets dauerts. 

Delhi macht mich echt fertig. Nur durch die Stadt zu laufen ist schon mega anstrengend und ich habe überhaupt keine Lust auf Indien und die Menschen hier. Trotzdem zieht mich Nils zum Fort mit, dass man doch mal gesehen haben sollte, wenn man schon mal hier ist. Wir fuhren mit der Metro, die übrigens wider Erwarten sehr gut organisiert und für so eine Stadt nicht mehr wegzudenken ist. Am Fort ist halt aber wieder alles total verplant: Der Eingang ist schnell gefunden, aber Tickets dafür bekommt man einmal ums halbe Fort herum. Es ist alles so umständlich und null durchdacht.

In der Fort-Anlage war es aber sehr schön, die Gärten sind toll angelegt, man kann überall Streifenhörnchen beobachten, die ganz nahe kommen und die alten Gemäuer in den einzelnen Bereichen sind gut erhalten, viele mit Blumenranken bemalt. Das Fort gehört natürlich zum UNESCO, die Außenmauer aus rotem Sandstein gebaut.

Da die Moschee Jama Masjid nicht weit entfernt liegt, bekam sie Besuch auch von uns. Die Rikschafahrer dachten, sie könnten uns austricksen und versuchten uns mit der Aussage "that gate is closed for tourists" ein paar Rupees für eine Fahrt abzuluchsen. Natürlich war das gate für alle geöffnet!! Als größte Moschee Indiens ist diese sehr prachtvoll und erhaben. Voll ist allerdings auch der Vorplatz, der Innenhof und die Moschee selbst, voller Menschen, voller Bettler, voller Sinnlos-Sachen-Verkäufer, voller Straßenkinder, voller Ungemütlichkeit.

Mich ekelt es, meine Schuhe auszuziehen und rumzulaufen, überall Dreck, von Menschen, von Tauben. Wir erinnern uns an den Besuch der Moschee in Lahore mit Umer, was für eine Stille wir dort genossen.

Mit der Metro fuhren wir zurück zum Bahnhofsviertel, aßen "schnelles Essen", Nils einen Mutton-Burger, ich einen Veggie-wrap, zu mehr waren wir nicht mehr in der Lage.

Ach doch, Nils stattete der Bar gegenüber noch einen Besuch ab, ich konnte ihn verstehen.....

( H ) Um 9h checkten wir aus dem Aman-Hotel aus, fuhren mit der Metro zum Bahnhof, fuhren gemütlich auf Liegesitzen ( sleeper ) mit AirCondition von 11 bis 14h nach Agra, in die nächste hässliche Stadt. Hier haben wir vorgebucht, was uns aber auch nichts half, denn bei Ankunft am Hotel meinte die Dame, dass dieses Hotel nur für Inder geöffnet ist. Das wir aber ohne Nationalitätenangabe buchen konnten, interessierte sie wenig. Also gab es das Hotel nebenan, was ranzig war und nach kaltem Rauch stank. Naja, für eine Nacht würde es gehen. Nach Delhi und Agra kann man wirklich nur reisen, um sich die Sehenswürdigkeiten anzuschauen, alles andere ist, wie Nils so schön sagt, "wie dahin geschissen".

Da Nils schon zweimal das Fort in Agra besucht hatte, es schon fast Nachmittag war und ich unbedingt Zeit am Taj Mahal haben wollte, gab es vom Fort nur Außenaufnahmen.

Vom Taj Mahal war ich mehr als beeindruckt! Natürlich kennt jeder Bilder von jemand anderem oder sonstwoher, aber selber davor zu stehen und es zu betrachten, egal wieviele Menschen um einen versammelt sind, ist schon etwas Besonderes.

Durch ein Tor mit Innenraum kann man es schon Weitem sehen und wird vom Tor wie ein Bilderrahmen eingefasst. Von einer kleinen Anhöhe, auf die man automatisch geführt wird, kann man das ganze Areal überblicken, rechts und links angelegte Gärten und von kleinen Bäumen gesäumte Fußwege, in der Mitte ein breites Wasserbecken, dass mittig durch eine kleines Podest durchtrennt wird. Hier darf man auch hochsteigen, um nochmal tolle Bilder von der Frontansicht zu machen. Dieses Gebäude ist von jeder Seite wunderschön und das Prächtigste, was ich seit Isfahan gesehen habe. Je näher man kommt, desto dunkler wird die Farbe, es ist gar nicht rein weiß, sondern eher grau bis hellbraun. Blumenranken, Schnörkselrahmen um sämtliche Bögen und abwechselnde Muster zieren das Gebäude. Wir haben kein Ticket für das Mausoleum gekauft, können aber außenrum laufen. Wir bleiben eine ganze Weile auf dem Gelände, saßen auf einer Bank bis fast zum Sonnenuntergang, lasen Informationen und ich fand eine Geschichte zum 2. Advent zum Vorlesen :-)

Mehr zur geheimnisvollen Architektur des Taj Mahals kann man hier nachlesen, ein interessanter Artikel vom ZDF.

Im Taj Restaurant haben wir vegetarisches Thali, Kartoffeln und Knoblauchbrot gegessen und im TukTuk gings im Dunkeln zur widerwärtigen, überteuerten Unterkunft.

( H ) 2. Advent

Wir checken so schnell es geht aus dem Hotel aus, laufen mit Gepäck zum nahegelegenen Bahnhof und freuten uns, bald in Gwalior zu sein, wir hatten nur 2,5 Stunden Fahrt vor uns. Aus dem schnell-wegkommen wurde langes-warten am Bahnsteig zwischen gefühlt tausend anderen sitzenden Indern. Gegen 12:30h, 2,5 Stunden zu spät, fuhr der Zug ein und ich dachte immer, Deutschland steht schon ziemlich weit oben was Gedränge beim Ein-und Aussteigen angeht. Hier lässt niemand den anderen aussteigen, aber auch nicht einsteigen; so heißt es Geduld haben und hoffen, dass man es irgendwie zu seinen Plätzen schafft. Dabei sei man bemüht, nichts anzufassen; das, was man anfasst, ist in jedem Fall schmierig und eklig.

Wir sehnten uns danach, wieder mal ordentlich heiß zu duschen, nicht nur eine halbe Minute, um dann wieder im Eiswasser zu stehen, und buchten uns zwei Nächte im Radisson in Gwalior. Kam ich sonst in ein Hotel habe ich mich einigermaßen sauber gefühlt für die Hotelverhältnisse; als wir aber hier vor der Tür aus dem TukTuk stiegen und uns von einem sehr schick gekleideten Pagen die Glastür aufgemacht wurde, fühlte ich mich wie der letzte Penner. Es tat so gut, wieder Sauberkeit um mich zu haben! Wir bekamen einen wohltuenden Masala-Tee zum Empfang, fanden Wasserkocher, Tee und Kaffee im Zimmer vor, das Bett war ein Traum und vom Klo konnte man durch die Dusche ins Zimmer schauen :-)

Wir spazierten die Straße entlang, kamen an einem Krankenhaus vorbei mit interessanten Malereien an der Außenmauer. Sie erinnerten uns daran, dass wir von Einheimischen in Pakistan und Indien erfahren haben, dass Frauen, die mit Mädchen schwanger sind, teilweise von der Familie zum Abbruch gezwungen werden.

Abends wird der Festsaal des Radissons für eine Hochzeitsgesellschaft vorbereitet und es fehlte an nichts!!

( H ) Wir genossen das Frühstück in vollen Zügen: Die Gurken-, Karotten- und Tomatenplatte wurde gefühlt von uns alleine geleert und verschiedene Sorten von Brot, Müsli und indischem Frühstück passten gerade so in den Magen. Aprikosen-, Erdbeer- und Himbeermarmelade gab es vom qualitativ besten Anbieter in kleinen Gläsern in einem Gestell steckend auf jedem Tisch. Eingelegtes Gemüse und Dips in sämtlichen Geschmacksrichtungen waren schon wert, nur angeschaut zu werden und ein ganzer Tisch mit verschiedenstem Obst, was von einer Mitarbeiterin frisch geschnitten wurde, ließ keinen Wunsch mehr offen: Wassermelone, Honigmelone, Galiamelone, Banane, Apfel, Mango, Avocado und Obst, was ich vorher noch nie gesehen habe.

Mit dem TukTuk und frisch heiß geduscht fuhren wir zum Fort in Gwalior, ( nur Englisch ) der Aufstieg zeigte sich respektvoll und der Anblick der Außenmauer wunderbar. Überall sind guterhaltene Szenen und Göterbilder zu sehen. Es steht nicht in der UNESCO Weltkulturerbe-Liste; wir nehmen an, dass es dafür an vielen Stellen neu ausgebessert wurde und auch die farbigen Stellen zeugen eher von Neuzeiten. Auf dem Weg werden wir oft für Selfies angehalten und ich drehe den Spieß gerne um und frage ebenfalls nach einem Foto. Es entstehen so schöne Situationen dadurch.

Das Fortareal konnten wir bequem zu Fuß belaufen, im Norden mit dem Hauptgebäude Man Singh Palace, in der Mitte mit kleineren Tempeln und dem Assi Khamba Ki Bawadi:

"As the name suggests, the monument is a step-well surrounded by eighty stone pillars. The periphery of the step-well is circular in shape. The baori, built for storing water, also has different chambers which had been constructed for the bathing purposes of the queens. The step-well was built in the 16th century by Raja Man Singh Tomar, and can be found on the south-west corner outside the Man Mandir within the Gwalior Fort. Assi Khamba ki Baori also has the historical reputation of being used as a prison when the Mughals occupied the fort. Since the temple inside the baori was modified according to Mughal techniques of building, the monument stands as an example of the Indo-Islamic style of architecture. Records also state that the Mughal ruler, Jahangir, kept the Sikh Guru Hargovind Singh and fifty-two other kings as captives in the baori during his regime."

 

Auch der Hindutempel Sas Bahu ist sehenswert, ich überrede den Securitymenschen, dass ich am Eingang Fotos machen darf, ohne Eintritt zu bezahlen. In den Sikhtempel Mata Ka Mandir durfte Nils auch rein, wenn Schuhe und Socken ausgezogen und ein albernes gelbes Kopftuch aufgezogen wurde. Die kleine Allee zum Tempel wird gesäumt mit verschiedenen Palmen, Bouganville in weiß, rosa und orange und wir laufen auf einem hellen Steinboden. Ein toller Ort! Auf dem Rückweg beobachteten wir zwei Einheimische, die an einem kleinen Tempel vorbeigingen, sich auf der Höhe des Eingangs auf den Boden warfen, huldigten, aufstanden und ganz normal weiterliefen. Religion ist ein nicht wegzudenkender Bestand des Alltags.

Auf dem Weg in die Stadt machten wir Bekanntschaft mit einem freundlichen TukTuk Fahrer, der ein pinkes Gefährt präsentierte :-)

In der DB Mall musste ein Selfie mit dem ersten Weihnachtsbaum entstehen, den wir überhaupt in dieser Zeit sahen. Wir erinnern uns an die letzten Jahre und wie wir jeweils die Advents- und Weihnachtszeit verbracht haben und ich bekomme etwas Sehnsucht danach, denn ich mag diese Zeit sehr gerne.

( H ) Beim Frühstück war heute etwas der Wurm drin und wir denken, dass es an der Hochzeitsgesellschaft vom Vortag lag und jetzt der normale Betrieb weiterging. Trotzdem war das Angebot reichhaltig und wir bekamen Rohkost und wieder allerhand Obst auf den Teller.

Auch diesmal war unser Zug mit 1,5 Stunden verspätet und es macht wirklich keinen Spaß mit den anderen wartenden Indern am Bahngleis zu sitzen. Sie sind mir einfach unsymphatisch. Im Zug dann ähnliches Gedrängel und Geglotze und Dreck. In Jhansi stiegen wir um ca. 15:30h aus dem Zug, handelten mit dem Fahrer des TukTuks einen Preis von 300 Rupees nach Orchha aus. Diese Fahrt war die schlimmste in diesem Fortbewegungsmittel. Ich spürte von den kaputten Straßen und den nicht vorhandenen Stoßdämpfern jede einzelne Bandscheibe. Nach über ner halben Stunde fuhren wir am "shree ram homestay" vor und verstauten Gepäck im Zimmer.

Da die Sonne sich schon fast nicht mehr blicken ließ, machten wir einen Spaziergang zum Fluß Betwa, um noch was von ihr zu haben. Die Memorialbauten der Fürsten der Stadt standen da im letzten Sonnenlicht wie verlassene Türme, in denen die Straßenhunde Schutz finden. Orchha ist eine Kleinstadt, aber wir haben noch nie soviele Kühe an einem Ort gesehen wie hier. Dementsprechend viele Kuhfladen findet man hier und muss wie in Delhi und Amritsar aufpassen, wohin man tritt. Nils ist begeistert von Orchha, auch wegen dem prächtigen Fort und der Atmosphäre, ich finde sie nur widerlich. Nils speiste an der Straße Samosas und eine Pampe aus Kichererbsen, Bohnen und Kartoffeln mit Mangosoße, die in zusammengebundenen Blättern serviert wird ( was ich wieder sehr originell und umweltbewusst fand ), ich kaufte mir ein süßes Brot und Früchte. Zu allem Überfluß wurde ich noch von den Hörnern einer Kuh gestossen, der ich den Weg abschnitt und bekam einen riesengroßen blauen Fleck, von der blöden eingebildeten Kuh.

( H ) In Orchha aufgewacht bekamen wir auf der tollen Dachterrasse ein Frühstück mit Tee, Toast, Butter, Marmelade und Obst. Ich spürte die TukTuk Fahrt noch in den Knochen und hatte Rückenschmerzen. Trotzdem war der Besuch des Forts gelungen: Im Innenhof hätte man gut einen Märchenfilm drehen können, in den verschiedenen Ebenen umrundete jeweils ein Rudgang das Gemäuer, die Bögen rundherum, die Fassaden und Türen waren aus Holz und Verschnörkelungen im orientalischen Stil bewiesen liebevolle Handarbeit. Diesmal probierte ich auch den Kichererbsen-Bohnen-Kartoffel-Pamp von der Straße, wieder in zusammengesteckte Blätter geklatscht mit Mangosoße und fand es nicht schlecht. Nils fand es mega geil, mir fehlt allgemein das Frische in der indischen Küche, Gurken, Tomaten, Salat.... Ich sehnte mich nach einem bulgarischen Schopska-Salat.....

Also gabs für mich noch einen Nudelsnack im homestay und Ausblick-Genuss auf der Dachterrasse. Um 14:30h Fahrt zurück zum Jhansi Bahnhof, wieder mit TukTuk und Wirbelsäulenchaos, Zug um 15:30h nach Khajuraho gerade noch so bekommen, wenn mans eilig hat, sind die Züge komischerweise immer pünktlich, Gerenne auf dem Gleis, Sitzplätze im "sleeper" und Ankunft am Panna Nationalpark, in Khajuraho um ca. 20h. Dort werden wir netterweise vom Hostelmitarbeiter abgeholt. Ich machte nun die Erfahrung, wieviel wirklich in so ein TukTuk paßt: 5 erwachsene Touristen mitsamt Gepäck, ein Fahrer und ein Hostelmitarbeiter, der eigentlich nur noch so am Fahrzeug dranhing. Wir kamen wohlbehalten an und erfuhren von einem Pärchen, dass sie vor 35 Jahren schon mal hier waren und sich mit einem Führer durch den Dschungel zu den Tempeln durchschlagen mussten. Es gab weder eine Infrastruktur, noch einen Bahnhof, noch eine Ahnung davon, wieviele Menschen mal hierherkommen würden, um diese aussergewöhnlichen Tempel sehen zu wollen.

Im Hostel Moustache werden wir superfreundlich empfangen, das Zimmer ist schön und sauber, das Bad reicht aus und wir fühlen uns in der Atmosphäre des Hauses gleich sehr wohl.

Zum Abendessen gabs für Nils ein klassisches indisches Thali und für mich Tomatenpasta.

( H ) Nach Omelette, Müsli und Toast liehen wir uns Fahrräder, um die weiten Tempelanlagen zu besuchen. Das lief ganz witzig ab: Ein Fahrrad stand schon am Hostel, was aber selbst für mich zu klein war. Dann nahm ein Mitarbeiter Nils auf dem Motorrad hinten drauf mit und ich fuhr mit dem kleinen und einem anderen Mitarbeiter auf dem Rad zur Verleihstation, nicht um die Ecke, sondern einmal durch die halbe Stadt. Da trafen sich alle und Nils bekam das größte Rad, bei dem er aber immer noch mit den Knien am Lenker hängenblieb, aber für einbisschen rumfahren wirds gehen. Für mich gabs ein passendes, was noch aufgepumpt werden musste. In der Radstation standen Räder, bei denen man bei uns nicht mal mehr dran denken würde, sie zu reparieren.

Dann gings zum westlichen Tempelkomplex mit Tempeln aus dem 10. und 11. Jahrhundert. Wahrscheinlich staunte das italienische Pärchen nicht schlecht, als sie diese Anlage sahen. Es ist seit 35 Jahren ein großer Park entstanden, in dem zwischen Rasen und prächtigen Blumenbeeten erhaben die Tempel stehen. Die haben es in sich: Bei genauerer Betrachtung erkennt man erotisch-sexuelle Darstellungen in verschiedenen Formen, Frauen einzeln mit Frau oder Mann, aber auch Gruppensituationen, die peinlich genaue Details in Stein zeigen. Man entdeckt immer wieder neue Stellungen, Gesichtsausdrücke und Paarungen. Sehr beeindruckend!

Am letzten Tempel braut sich ein Gewitter zusammen, dicke schwarze Wolken ziehen über uns und wir sagten Adieu, fuhren mit den Rädern quer durch Khajuraho zum Hostel und weil es immer noch nicht regnete, beschlossen wir doch noch zu den östlichen Tempeln zu fahren. Dort standen nicht soviele und der Weg war auch nicht weit.

Eine komplett andere Architektur erwartete uns dort. Bei diesen Tempeln wurden auf die tollen alten Reste hässliche Neubauten aus völlig anderem Material geklatscht.

Dann kam der Regen! Schnell auf die Räder, gestrampelt wie Bekloppte, am Hostel angekommen, fast noch trocken, kamen Wassermassen vom Himmel, die die Schotter-Sandstraße vor dem Hostel sofort unter Wasser setzte. Am Eingang stehend war es toll zuzuschauen, wie sich die staubige Luft in eine klare verwandelt. Nils knabberte Erdnüsse dabei.

Zum Essen gab es später für Nils wieder ein indisches Thali und für mich Egg fried Reis.

( H ) Nur wer abergläubisch ist, ( ja, das ist laut Duden wirklich die richtige Schreibweise! ) hätte den Ausflug ins Tiger Reservat des Panna Nationalparks nicht auf Heute gelegt. Am Freitag, den 13. trifft man bestimmt nicht auf einen Tiger! Uns war das Datum wurscht, leider haben wir jedoch wirklich keinen gesehen. Dafür eine tolle Rundfahrt in den frühen Morgenstunden mit dem Jeep durch den Park und andere wunderschöne Tiere gesehen: Rehe, Hirsche, indische Antilopen, Adler, Affen und gleich zu Anfang einen Schwarzbären, der sich leider versteckt hielt. Die Landschaft des Parks ist vielseitig, wir fuhren durch richtigen Dschungel mit hängenden Lianen und dichtem Gebüsch, durch trockene Savanne mit hellem Gras und kleinen Bäumen, im Hintergrund immer wieder der Fluß Ken, in dem auch Krokodile leben. Im deutschen Wikipedia-Artikel stimmen einige Aussagen nicht zur Größe und zum Bestand. Deshalb nur der englische Artikel verlinkt. Der Park ist mit seinen 540km² relativ klein und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass man einen der ca. 50 Tiger sehen kann. Der Wunsch von Nils wurde nicht erfüllt :-(

Nach der Jeeptour durften wir uns noch den Wasserfall im Park ansehen, dessen Auffangbecken von oben betrachtet eine Herzform bildet. An der Seite läuft man knapp 300 Stufen hinunter zum Becken und bestaunt die hängenden Pflanzen, die an der feuchten, tropfenden Wand entlang wachsen.

Im Hostel bestellten wir uns ein zweites Frühstück, Nils indisches Poha, ich Reis mit Gemüse. War lecker.

Nach zwei Stunden Mittagsschlaf durften wir an einer tollen Village-Tour teilnehmen. Der Hostelbetreiber hat uns, den Mexikaner Hugo und den Franzosen Julien, die schon im Park am Morgen dabei waren, eingeladen durch das alte Dorf Khajuraho zu laufen. Wir erfuhren viel über die Ausübung der hinduistischen Religion, wie die Menschen hier die Göttern verehren und wie sie Traditionen leben. Das Aufhängen einer kleinen Limone mit aufgefädelten Pepperonis dient dem Schutz des Hauses und derjenigen, die ein und aus gehen, genauso wie aufgefädelte Blumen und Mangoblätter. Sicher ist euch schon mal das Hakenkreuz in Verbindung mit dem Hinduismus aufgefallen, hier gibt es eine genauere Erklärung des Swastika.

Wir lernten eine Grundschule kennen, die sich durch regelmäßige Spender, auch aus Deutschland, aufrechterhält und finanziert.

Am Abend gabs noch eine große Spaghetti-Party mit allen Mitarbeitern und Gästen das Hostels. Witzig, wir warteten bestimmt drei Stunden aufs Essen :-) Hat uns jetzt nicht gestört, da wir eh wach bleiben mussten für den Nachtzug nach Varanasi. Herzliche Verabschiedung vom Hostel, Zug um 23:50h im offenen Abteil, wir freuten uns auf die Zugfahrt und ich vorallem darüber, dass gleich einer kam, der fragte "would you like to have breakfast in the morning?" :-))

( H ) Gegen 7:30h bekamen wir im Halbschlaf eine kleine Tüte in die Hand gedrückt, in der Toast mit Marmelade und zwei warme gekochte Eier zu finden war. Im Pappbecher gabs heißen Masala-Tee. Wunderbar. Für jeden 150 Rupees, ca. 1,80€. Ich schlief ganz oben unter der Decke, unter mir Nils und darunter eine ältere Dame aus Frankreich. Um 12h kamen wir in Varanasi an, fanden wie gewohnt schnell ein TukTuk, dass uns ins StayInn Hostel brachte. Das Hostel ist nicht zum Weiterempfehlen, aber auf gleicher Etage nebenan befindet sich das "Marks Cafe", in dem für Nils köstlicher Kaffee wartet und ein echtes Schmuckstück im dreckigen Varanasi ist. Die nächsten zwei Tage werden wir hier frühstücken und zu Abend essen :-) Bei echtem Kaffee und einer echten Schokolade kümmerten wir uns wieder mal um die Blogschreiberei :-)

( H ) 3. Advent

Nach einem French Breakfast für mich und indischem veganen Frühstück für Nils ging es mit einem TukTuk nach Sarnath, dem Ort der ersten Predigt Buddhas. Er liegt ca. 10km nördlich von Varanasi und wir spazierten durch das ganze Areal von Tempeln, Ausgrabungsstätten, alten Säulen und Stupas. Auf der anderen Seite der Straße kann man eine riesengroße Buddhastatue bewundern, an deren vier Seiten wieder die vier wichtigsten Buddhastätten dargestellt werden: Lumbini als Geburtsort, Bodhgaya als Ort der Erleuchtung, Sarnath als Ort der ersten Predigt und Kushinagar als Sterbeort. Besonders schön fand ich den Park um die Statue herum, viele fremde Pflanzen und wunderschöne Blumen, ein Wasserbecken mit Lotusblüten und Figuren des Buddha. Gegen 16h sind wir wieder im Hostel. Trotz dieser Schönheit merke ich, dass ich ziemlich die Schnauze voll habe von Indien und auch randvoll mit Eindrücken der letzten Monate bin, ich habe keine Freude mehr daran, in diesem Gewusel mitzuschwimmen, geschweige denn Informationen nachzulesen. Es wird Zeit, die nepalesische Grenze zu erreichen, um zu spüren, endlich angekommen zu sein. Morgen ist es soweit :-)

( N )

 

 

Zum 3. Advent gab es heute noch eine indische Weihnachtsgeschichte vom Wasserträger für euch :-)